18. Juli 2018 Der Preikostolen ruft

Wir sind recht früh in Gange und fahren bereits um 10 Uhr von unserem netten Stellplatz in Richtung Landesinnere. Heute wollen wir versuchen, den Preikestolen, die legendäre und sehr spektakuläre Felswand zu erklimmen. Da die Wanderung im Minimum 4 Stunden dauert, müssen wir rechtzeitig vor Ort sein.

Zunächst heißt es aber wieder Tunnel fahren. Dieses Mal erleben wir etwas ungewöhnliches. Tief unter der Erde finden wir uns plötzlich in einem Kreisverkehr wieder. Die Norweger sind die reinsten Maulwürfe und haben echt unglaubliche Tunnel, Straßen und Brücken gebaut. Wo das nicht geht, kommt dann wieder die Fähre zum Einsatz. Auch hier haben wir heute eine längere Fahrt. Auf dieser Passage passiert heute etwas Tolles. Wir sehen eine große Gruppe von Delfinen oder kleineren Walen. Es sind mindestens 30 Tiere, die rechts und links der entgegenkommenden Fähre schwimmen. Überall tauchen die Flossen auf. Ich bin bei solchem Anblick immer tief bewegt von so viel Schönheit und freier Natur.

Um 14 Uhr rollen wir auf den Campingplatz Preikestolen und finden auf dem noch leeren Platz einen guten Stellplatz. Um 15 Uhr gibt es von hier einen Shuttlebus zum Startpunkt der Wanderung. Leider gehe ich alleine, da Toddy seit einiger Zeit erhebliche Schmerzen im Knie hat und sich diese Wanderung dann doch nicht zutraut.

Ich lerne bereits im Bus  eine sehr nette deutsche Familie kennen und in deren Begleitung mache ich mich an den Aufstieg. Und Toddy hat gut daran getan, unten zu bleiben. Der Anstieg hat es in sich. Eigentlich steigt man 2 Stunden Treppen, die mit Felssteinen gelegt worden sind. Mal ist es steiler, dann wieder sind Passagen ohne all zu viel Steigung. Manchmal weiß man gar nicht so genau, wie man hochkommen soll, so groß ist der Abstand der Stufen. Zum Teil ist der natürliche Fels der Weg und auch dieser muss erklommen werden. Aber fast immer muss man von Stein zu Stein seinen Weg suchen. Nach einer Stunde läuft mir der Schweiß in Strömen, aber da nun Wolken und Wind aufkommen, muss ich das Fleece anziehen. Nach knapp 2 Stunden  erreiche ich das Plateau und bekomme die Belohnung für die Mühsal. Unter mir liegt 604 Meter tief der Lysefjord. Und das Schönste: die Wolken ziehen sich immer mehr zurück und erlauben einen atemberaubenden Ausblick. Wir machen unendlich viele Fotos und ich stehe auf der Spitze und sitze sogar mit den Füßen über dem Abhang. Ganz schön verrückt. Da ich so spät unterwegs bin, sind die Besucherzahlen überschaubar. Über Tag waren über 3000 Menschen vor allem von den Kreuzfahrtschiffen hier oben. Da macht das bestimmt nicht so viel Spaß. Ich bin fast eine Stunde auf dem einmaligen Fleckchen Erde, mache ein Picknick und sammel Kräfte für den Abstieg. Dann geht es auch 2 Stunden wieder runter. Da man hier genauso sorgfältig jeder Schritt setzen muss, bleibt die Zeit fast gleich. Gegen 20 Uhr sind wir wieder unten. Leider versetzt uns unser Bus und so müssen wir den Linienbus nehmen und noch einmal bezahlen. Zum Glück finden wir auf dem Campingplatz den anderen Bus und er ersetzt uns die Rückfahrt. 

Toddy hat das Abendbrot und ein kaltes Getränk fertig und ich freue mich über seine Fürsorge. Aber wie anstrengend die Wanderung war, merke ich erst nach dem Essen, als ich kaum noch hoch komme. Also schnell Zähne putzen und ab in die Federn. Herrlich! Was für ein wunderbarer Tag mit so sensationellen Eindrücken.