14. Tag Zurück nach Schweden
Beim Frühstück mit strömendem Regen und einer Wetter-App, die hier auch die nächsten Tage nichts anderes als Regen anbieten kann, fällen wir schweren Herzens die Entscheidung, Norwegen zu verlassen und zurück nach Schweden zu fahren. Gerne hätten wir die Fjorde und die Küstenstraße weiter verfolgt, aber so macht es keinen Spaß und keinen Sinn. Also geht es heute quer durch die Länder Norwegen und Schweden vom Nordmeer zur Ostsee. In Norwegen führt der Weg nach Mo I Rana, dann programmieren wir das Navi auf die schwedische Stadt Umea. Als wir nach den ersten zwei Stunden Fahrt uns langsam Schweden nähern, wird das Wetter besser. Heute ist Strecke machen angesagt. Entsprechend passiert nichts außer, dass wir noch einmal Rentiere am Straßenrand sehen. In Schweden ist die Route wieder gesäumt von Wäldern und Seen. Nach knapp 500 Kilometern reicht es für heute. In Granö, herrlich an einem See gelegen , finden wir einen tollen Campingplatz und genießen warmes, trockenes Wetter , herrlich. Wir können draußen essen und endlich unseren Lachs grillen. Und auch die Mücken verschonen uns. Die Entscheidung, dem Wetter zu entkommen, war genau richtig.
15. Tag
Frühstück draußen bei Sonnenschein, was für ein tolles Urlaubsgefühl. Wir lassen es ruhig angehen, genießen die Sonne und starten erst kurz vor 12 Uhr von diesem tollen Fleckchen Erde.
Unsere Planung ist ein Campingplatz bei Umea, heute nicht so weit fahren, war der Plan. Blöd, wenn man die Pläne dann ändert. Wir besprechen beim Fahren, doch doch weiter in den Süden zu reisen, um ein oder zwei Tage Stockholm einzubauen. Was wir nicht beachtet haben, war die Wetter-App. Auf Höhe Umea ist es sonnig und warm, doch je weiter wir in den Süden kommen, um so unbeständiger wird es wieder. Unsere Kaffeepause machen wir noch bei strahlendem Sonnenschein an der Raststätte Hoga Küsten, die wir auf der Hinreise ja verpasst haben. Danach setzt wieder Regen ein. Ich könnte heulen.
Unser Ziel ist heute der nette kleine Ort Mellanfjarden mit einem schönen Campingplatz an der Ostsee. Hier ist es zunächst noch tolles Wetter, wie sitzen draußen. Ich konnte ein Maschine Unterwäsche waschen und diese hängt nun auf der Leine. Wir machen einen Spaziergang durch den Ort und beschließen auch morgen hier zu bleiben, um dann vielleicht mal wieder Rad zu fahren. Gegen 22 Uhr bricht dann ein Unwetter los, dass sich gewaschen hat. Es blitzt und donnert und der Regen prasselt nur so auf das Wohnmobildach. Zum Glück haben wir die Markise abgespannt und das Seitenteil angebracht. So bleibt meine Wäsche draußen und kann weiter trocknen. Die ganze Nacht kommt immer mal wieder ein Schauer und der Schlaf wird durch das Geprassel auf dem Dach unterbrochen.
16. Tag
Heute Morgen ist es zwar trocken aber eher grau. Der vom Wetterbericht versprochene Sonnenschein ist auf morgen verschoben. So ein Mist. Aber immerhin ist es recht warm und wir können unter der Markise sitzen und lesen und relaxen. Gegen frühen Nachmittag holt Toddy die Räder raus, doch kaum wollen wir uns zu einer Tour aufmachen, setzt der Regen erneut ein. Das darf doch nicht wahr sein. Den restlichen Tag und die ganze Nacht gibt es heftige Güsse von oben und am nächsten Morgen ist der ganze Platz unter Wasser. Warum sind wir bloß nicht in Umea geblieben, da war es die ganze Zeit sonnig.
Falsche Entscheidung, grrrr.
17. Tag
Heute ist dann der versprochene Sonnenschein da. Wir lassen es also wieder langsam angehen, frühstücken in der Sonne und bauen dann alles ab. Nach Stockholm sind es noch 340 Kilometer, auf den Straßen in Schweden sind das mindestens 5 Stunden. Wir machen eine Unterbrechung der Fahrt in der ältesten Stadt Schwedens, in Gävle. Hier können wir eine kurze Zeit auf einem Womo-Stellplatz an der Seite parken und haben so die Möglichkeit und die kleine aber hübsche Altstadt anzusehen. Dann noch eine Tasse Kaffee mit Blick auf den Stadthafen und wir sind gestärkt für den nächsten Fahrabschnitt.
Nach Stockholm wollte Toddy eigentlich nicht fahren, denn die beiden Campingplätze im inneren Stadtbereich sind laut Internet ausgebucht. Es soll aber Parkplätze an der Altstadt geben, wo Wohnmobile für eine Nacht geduldet werden. Hier ist tatsächlich etwas frei, aber wir fühlen uns beide unwohl. Es ist laut und ein Gebiet, dass wir sonst nachts eher meiden würden. Also hier bleiben wir nicht. Was nun? Ich finde einen Campingplatz etwas außerhalb an einer Marina. Doch als wir dort ankommen, begrüßt uns ein Schild: Camping full. So ein Mist. 5 Kilometer weiter ist noch ein Platz, also versuchen wir es dort. Und haben Glück. Der letzte Platz, zwar ohne Strom und eher am Seitenrand, ist für uns. Der Mann, der unmittelbar nach mir kommt, muss wieder fahren. Wir aber sind glücklich, dass wir ein sichere Fleckchen gefunden haben. Alles da was wir brauchen und auf Strom können wir verzichten. Brötchen brauchen wir nicht aufbacken, die gibt es hier frisch. Und meine Haare föhne ich im Küchenhaus. Dort sind Steckdosen, die ich Sanitärhaus vergeblich suche. Wir beenden den Tag entspannt und planen den morgigen Besuch in der Innenstadt von Stockholm. Mit der T-Bane (Tunnelbahn) sind es 20 Minuten, die Haltestelle ist nur 700m entfernt. Das wird toll.
18. Tag Stockholm
Der Tag beginnt mit einem mulmigen Gefühl. Toddy fühlt sich nicht gut, hat Kopfschmerzen, eventuell Fieber. Und das, wo wir beide gestern eine Corona-Warnmeldung erhalten haben. Oh bitte nicht Corona im Urlaub und im Womo, wo wir uns nicht aus dem Weg gehen können. Bleibt aber die Frage, was wir nun machen. Bleiben wir beide im Womo, fahre ich alleine nach Stockholm oder brechen wir auf und fahren nach Hause, falls wir beide krank werden. Dann wäre es gut, wenn ich heute einen großen Teil der Strecke schaffe, denn wer weiß, wie es uns erwischt. Der Test, den Toddy macht, ist aber negativ: erste vorsichtige Entwarnung. Also entscheiden wir, dass Toddy sich ausruht und ich alleine Stockholm erobere. Ich fühle mich schließlich fit und würde so gerne einiges sehen, wenn wir schon vor Ort sind. Also breche ich nach dem Frühstück auf. Wir hatten uns heute extra einen Wecker gestellt und so sitze ich bereits um 10 Uhr in der T-Banen nach Stockholm. Vom Stellplatz sind es nur etwa 700 Meter zu Fuß zur Station und nach ca. 20 Minuten steige ich direkt an der Altstadt aus. Die Fahrkarte konnte ich an einem Schalter direkt mit Kreditkarte bezahlen, wie fast alles in Schweden. Bargeld ist oft gar nicht mehr erwünscht und als Zahlungsmethode nicht vorgesehen. Ich bummel durch die noch leere Altstadt, besuche die deutsche Kirche (Eintritt frei, geht doch!) und besichtige von außen das Nobelmuseum und den Königspalast. Leider ist die Wachablösung am Sonntag erst um 13 Uhr und passt daher heute gar nicht in meinem Ablaufplan. Also gibt es nur Fotos von den jungen Männern, die hier ihren Dienst versehen. Am Palast vorbei führt mich mein Weg zum Wasser, wo Hopp-on-Hopp-off-Schiffe die Sehenswürdigkeiten der Stadt miteinander verbinden. Ich kaufe ein Ticket, um aber kurz danach festzustellen, dass dies nicht für die Hopp-on-hopp-off-Boote ist. Es ist eine einstündige Sightseeingtour, die aber nicht machen will, da mir dafür die Zeit fehlt. Der junge Mann storniert (angeblich) meine Zahlung, ob es wirklich so passiert, werde ich erst zu Hause an der Kreditkartenabrechnung sehen. Das neue Ticket verkauft mir der nächste nette junge Mann, aber leider ist auch dies nicht optimal. Es gibt zwei Hopp-on-Hopp-off-Fähren und ich habe nun ein Ticket für die Fähre, die erst in 20 Minuten ablegt. Die Andere wäre jetzt gleich losgefahren. Was für ein Durcheinander. Und erst wenn man das Gewusel 20 Minuten beobachtet, erkennt man langsam, wer zu welcher Gesellschaft gehört und wie sie sich unterscheiden. Zum Glück ist das Wetter schön und ich genieße den Ausblick auf das quirlige Treiben der vielen Boote auf dem Wasser. Hier am Anleger kommen langsam auch die Touristenmassen an und ich bin froh, dass ich als Erste aufs Boot darf und einen Platz draußen ergattere. Hat doch auch Vorteile die lange Warterei. Die Fahrt führt zunächst zum Theater, dann zum Vasamuseum. Hier sehe ich schon von weitem die große Halle, die man um das alte Kriegsschiff aus dem Jahre 1628 gebaut hat. Die Masten gucken oben aus dem Dach heraus, so groß ist es. Das Schiff ist auf seiner Jungfernfahrt nach nur etwa 1 Kilometer gesunken und lag mehr als 300 Jahre im Hafenbecken unter Schlamm gegraben in Stockholm. Dann wurde es entdeckt und geborgen. Heute ist es das besterhaltene Schiff aus dieser Zeit und 98% des Schiffes sind Originalteile. 455 Mann Besatzung sollten das Schiff bedienen. In der Halle kann man über 7 Etagen das Schiff bestaunen und ansehen. Es ist ein eindrucksvoller Prunkbau, der aber eben leider zu hoch und mit zu wenig Last im Rumpf gebaut wurde. So kippte es schon nach wenigen Hundert Metern auf die Seite. Schon peinlich. Nach gut einer Stunde stehe ich wieder in der Sonne , wandere am Kai entlang und betrachte noch mehr alte Schiffe. Andere Museen in der Nähe lasse ich für heute aus. Vielleicht kommt man ja noch mal wieder. Ich will unbedingt aber noch ins ABBA-Museum. Also wieder auf mein Schiff und ab zum nächsten Highlight. Die Fahrt geht zunächst auf eine kleine Insel voller Museen, dann an einem alten roten Schloss vorbei, wo jeden Morgen, den Schweden im Frieden lebt, die schwedische Fahne gehisst wird : nun seit über 200 Jahren. Hoffentlich bleibt das so, die weltpolitische Lage ist ja nicht gerade rosig und Schweden und Finnland haben den Antrag auf Beitritt zur Nato gestellt. Hier und heute ist aber alles schön. Die Sonne scheint, es ist warm und im Vergnügungspark direkt am Wasser kreischen die Menschen, wenn die Achterbahnen und andere spektakuläre Fahrgeschäfte ihre Runden drehen. Es sind aufsehenerregende Bahnen, die ich zum Teil noch nicht gesehen habe. Alles ehr eng beisammen und nur im Sommer zu besuchen. Ich schlendere daran vorbei auf meinem Weg zum ABBA-Museum. Der Eintritt stellt mich zunächst vor riesige Herausforderungen. Der Kauf einer Eintrittskarte ist nur online möglich, die Bezahlung dann online mit Kreditkarte, die wiederum per S-ID-Check gegenbestätigt werden muss. Mehrfach scheitere ich, habe plötzlich mehrere Karten im Warenkorb, da man zu bestimmten Zeitslots einchecken muss, bis ich es endlich geschafft habe. Warum muss es so kompliziert sein? Für den Audioguide lege ich dann drinnen kurz meine Kreditkarte auf das Lesegerät und fertig. Und ich war nicht die Einzige, die hier fast verzweifelt ist. Etliche Besucher standen und waren am fluchen und probieren. Wie viele wohl ohne einen Besuch im Museum wieder gegangen sind? Ich jedenfalls war kurz davor. Gelohnt hat sich der Besuch aber auf jeden Fall. Dank des Audioguides wurde die Geschichte der Bandmitglieder und der Band erzählt. Man sah das Tonstudio, die alten Büroräume und Kostüme und goldene Schallplatten. Dazu immer wieder die tolle Musik. Man konnte selber Karaoke singen oder mit der Band, die als Avatare da waren, auf der Bühne stehen. Alles in allem echt toll gemacht. Nach eineinhalb Stunden habe ich mich dann aber doch verabschiedet. Nun brauchte ich Kaffee und etwas zu essen. Leider war das gar nicht so einfach zu finden. Erst nachdem ich mit meinem Schiff wieder fast am Ausgangspunkt war, fand ich ein Cafe und habe in der Sonne die Karnelsnegge und den Latte genossen. Da das Wetter so toll war und meine Schiffsfahrkarte ja eine Tageskarte war, bin ich anschließend die gesamte Tour noch einmal abgefahren. Per Kopfhörer erhielt man währenddessen Informationen über Stockholm und Schweden. Sehr informativ und kurzweilig und bei dem schönen Wetter einfach nur toll. Gegen 18. 30 Uhr war ich wieder am Wohnmobil, die Füße taten weh, aber das Herz war voller schöner Eindrücke. Und zum Glück ging es auch Toddy wieder besser. Er hatte während meine Abwesenheit mehrere Stunden geschlafen und war nun deutlich besser drauf. Hoffentlich bleibt es so und Corona hat uns noch verschont. Das Wetter war so schön, dass wir noch draußen essen konnten. Hack und Nudel sind schnell fertig und anschließend geht nicht mehr viel. Abspülen ist immer mein Dienst, dann Füße hochlegen und ausruhen. Der Tag heute war mit Abstand der Anstrengendste der gesamten Reise.