19. Tag Von Stockholm nach Oskarshamn mit Stopp am Götakanal
Heute könnten wir eigentlich draußen frühstücken, denn das Wetter ist sonnig und warm. Aber da wir ja nur am Seitenstreifen stehen, haben wir gestern Abend nach dem Essen Tisch und Stühle gleich wieder eingeladen. Toddy geht es heute Morgen zum Glück wieder besser und wir gehen davon aus, dass es kein Corona ist. Der Test gestern war ja auch negativ. Da scheinen wir ja noch mal Glück gehabt zu haben.
Wir starten nach dem Frühstück in Richtung Göteborg. Nach etwa 150 Kilometern haben wir den Ort Berg erreicht. Hier hat der Göta-Kanal seine meisten Schleusen hintereinander, die wir uns ansehen wollen. Ein großer Parkplatz voller Wohnmobile und Autos zeigt uns, dass dieses Bauwerk auch andere Menschen interessiert. Toddy lädt noch die schwedische Park-App auf das Handy, um die Parkgebühren zu bezahlen. Dann wandern wir los. Am oberen Teil beginnt die Schleuseneinfahrt mit einer Hubbrücke. Gerade als wir ankommen, geht diese hoch und zwei E-Boote fahren in die erste Schleusenkammer. Hier sind zwei Kammern direkt hintereinander gebaut, dann kommt ein Zwischenbecken und zwei weitere Schleusenkammern schließen sich an. Die spektakuläre Schleusentreppe aus sieben einzelnen Kammern können wir noch nicht sehen. Die Boote werden von je zwei Helfern an Land gehalten, die immer genug Leine nachgeben können. Das Schleusentor schließt und sofort beginnt der Wasserstand zu fallen. Wassermassen sprudeln in das tiefergelegene Becken und nach kaum einer Minute ist das Schiff 3 Meter gesunken. Der Ausgleich zur zweiten Kammer ist hergestellt und die Tore öffnen sich. Beide Boote verholen sich in die andere Kammer und das Schauspiel beginnt von neuem, wenn sich das obere Tor geschlossen hat. Nah dem Zwischenbecken von etwa 100 m Länge beginnt das ganze noch einmal mit zwei Schleusenkammern. Dann ist ein kleiner Hafen erreicht und die beiden E-Boote machen hier fest. Erst nun sehen wir, dass wir immer noch weit über dem Niveau den Sees sind und können die sieben Schleusen, die wie eine Treppe funktionieren, erahnen. Wir wandern etwa 500m zur obersten Schleuse, als sich erst einmal wieder die Himmelsschleusen öffnen. Was für ein Mist. Wir können uns zum Glück an der oberen Schleusenkammer für eine Weile unterstellen. Der Guss ist auch nur von wenigen Minuten Dauer, aber doch ziemlich heftig. Unsere Regenjacken sind ziemlich nass, aber Wind und Sonne kommen zurück und helfen beim Trocknen. Wir wandern die Schleusen bergab, den untern sehen wir, dass mehrere Sportboote treppauf geschleust werden. Dieser Vorgang dauert hier etwas länger, denn immer wieder muss das Wasser von oben vorsichtig in die Kammer gelassen werden. Die Schiffe in der Kammer kommen gut ins Schaukeln und die Helfer an den Leinen müssen gut zupacken. Wir freuen uns, wie entspannt die Schweden das Leben betrachten. Wir können die Schleusenseiten über die Tore wechseln, dürfen rechts und links vom Kanal mit auf und ab gehen und sind so dicht am Geschehen. In Deutschland wäre das undenkbar. Zäune und Begrenzungen hätten uns auf Abstand gehalten. Nach eineinhalb unterhaltsamen, interessanten und abwechslungsreichen Stunden kehren wir zum Womo zurück. Hier gibt es noch eine Tasse Kaffee und ein Karnelsnegge, dann setzen wir unsere Reise fort. Die Fahrt durch Småland ist schön und zeigt uns ein Schweden wie wir es aus Astrid Lindgrens Büchern kennen. Leider hat Toddy die Route über Vimmerby, der Ort, wo die Geschichten von Lippi, Michel und den anderen Star unserer Kindheit in einem Freizeitpark zum Leben erweckt werden, geändert. Sehr schade. Ich hätte den Park gerne besucht, zumindest aber aus der Ferne geschaut, ob sich ein Besuch irgendwann alleine lohnt. Naja, nicht zu ändern.
Wir haben uns heute einen Stellplatz in Oskarshamn ausgesucht, wo laut Handy das Wetter in den nächsten Tagen gut sein soll. Schauen wir mal, ob wir einen Platz bekommen und ob es wie versprochen trocken bleibt. Der Platz selber ist voll aber es gibt einen Wohnmobilstellplatz vor den Toren mit Strom und WC/Duschen. Hier stehen wir erst mal für eine Nacht dann sehen wir weiter. Wir haben es so gut, dass wir draußen essen können. Der Lachs wird heute allerdings im Ofen gemacht, denn den Grill würde der Wind immer wieder ausblasen. Dazu Kartoffeln und Salat, lecker. Der Verdauungsspaziergang führt uns über den Campingplatz an die Schären. Wir halten die Füße ins Wasser, setzen uns auf die Steine und lassen die Seele mit Blick auf die Ostsee baumeln. Es tut so gut, nach dem vielen Regen einfach mal wieder im T-Shirt spazieren zu geben. So kann es bleiben. Abends lesen wir noch und lassen den schönen Tag ausklingen.
20. Tag Pause in Oskarshamn
Der Regen prasselt in der Nacht wieder auf unser Dach. Wie kann es bloß angehen. Die Vorhersage war doch gut. Dazu kommt eine steife Brise, die ums Womo heult. Ich mag heute gar nicht aufstehen, doch die Dusche lockt und schließlich hat Toddy draußen den Frühstückstisch in der Sonne gedeckt. Hinter dem Womo ist sogar Windschatten. Wir beschließen hier den heutigen Tag zu verbringen, verlängern unseren Aufenthalt und packen die Räder aus, wenngleich immer wieder auch richtig dicke Wolken am Himmel sind. Mit den Rädern wollen wir Oskarshamn erkunden und finden nach wenigen Minuten, den Fährhafen nach Gotland. Hierhin flüchten wir wenige Minuten später als ein kräftiger Schauer über das Land zieht. Aber trotz dicker Wolken am Himmel bleibt es der einzige während der Fahrradtour.
Wir erkunden das Hafengebiet mit einem Womostellplatz und einem weiteren Fähranleger nach Öland. Dann radeln wir durch eine nette Innenstadt, besuchen kurz die Kirche und den Stadtpark. Am Sportboothafen finden wir Schären, wie wir sie uns in Schweden vorgestellt haben. Hier genießen wir die Sonne, aber der Wind ist sehr böig und frisch. Manchmal baucht es die Jacke. Leider stelle ich fest, dass ich ein Teil meiner Kamera verloren habe. So geht es noch einmal zurück zum Fähranleger der Gotlandfähre. Hier finde ich mein Stellrädchen für die Kameraeinstellungen unversehrt wieder, zum Glück. Wir hatten hier die Fähre beim Be- und Entladen beobachtet und waren überrascht, wie riesig das Schiff ist. Deutlich größer als die Fähre von den Lofoten. Wieder am Womo laden wir die Akku kurz zwischen und trinken draußen Kaffee. Dazu die leckeren Karnellsneggen. Dann starten wir zu einer kurzen zweiten Runde durch die kleine Wohngegend hier an den Schären. Traumhafte Häuser direkt am Wasser aber auch sonst liegen verstreut in der Landschaft. Viele könnte ich direkt übernehmen so nett und einladend sehen sie aus.
Bei stürmischem aber immerhin trockenem Wetter schreibe ich anschließend draußen ein wenig in das Tagebuch, das viel zu lange zu kurz gekommen ist.
21. Tag Ein Ausflug nach Öland
Heute Morgen ist es tatsächlich nur wenig bewölkt. Zwar ist der Wind in Böen heftig, aber hinter dem Wohnmobil können wir im Windschatten draußen frühstücken. Dann packen wir alles zusammen und fahren weiter Richtung Heimat. Aber heute möchte ich der Sonneninsel Öland einen Besuch abstatten. Wir fahren bis Kalmar, dann geht es über die Brücke auf die Insel Öland. Hier besuchen wir zunächst den Ort Färjestaden, gleich hinter der Brücke. Dort machen wir einen Spaziergang am Hafen und stöbern durch eine kleine Butik. Eine leckere Bäckerei sorgt schon mal für den Kuchen zu späterer Stunde. Wir finden etwas Infomaterial über die Insel und entscheiden uns für das Schloss Sollidens und die alte Burganlage Borgholmen. Auf der Fahrt dahin halten wir noch einmal an einer Keramikwerkstatt. Tolle , schöne Werke aber auch sehr teuer. Es bleibt beim Gucken. Dann geht es 26 Kilometer in den Norden der Insel. Überall sehen wir alte Windmühlen, die, so lesen wir, reichen Bauern gehörten. Es galt als Prestigeobjekt, seine eigene Mühle zu besitzen und sein Mehl herzustellen. 2000 Mühlen soll es auf der Insel gegeben haben, heute sind noch 400 existent.
An der alten Burg Borgholmen bekommen wir keinen Parkplatz mit unserem Dicken. Zwar gibt es rundherum viele leere Flächen, doch sie sind nicht zu befahren. Wir fahren 500 m weiter auf den Großparkplatz für das Schloss Sollidens. Den Weg zurück zur Burgruine lassen wir, so toll sieht der alte Kasten nicht aus. Auf den ersten Blick denkt man an eine alte Fabrikhalle. Die Fotos aus der Ferne reichen uns. Aber das Sommerschloss der königlichen Familie von außen besichtigen und durch den Garten bummeln, das finden wir gut. Wir bezahlen 240 Kronen Eintritt für uns zwei und dürfen dann durch den superschönen Garten bummeln. Es gibt zum Schloss hin nur kleine Seile, die einige Wege sperren, aber insgesamt geht man keine 50 Meter am Schloss vorbei. Schon erstaunlich, wie nah die Royals hier die Gäste lassen. Wir sind am Eingang zwar auf Metall kontrolliert worden, aber eigentlich ist es hier familiär. Wir lesen auch, dass die Royals oft im Garten zu sehen sind und können uns dies auch vorstellen. Denn einen privaten Gartenbereich hat das Schloss eigentlich nicht. Nur eine kleine Terrasse ist nicht einsehbar und bietet einen privaten Rückzugsort. Der Garten ist schön angelegt und gepflegt. Es gibt aus allen Bereichen etwas: Rosengarten, englischer Garten, italienischer Garten, ein Wasserfall und Bereiche für Kunst und Kinder. Zwei Stunden bummeln wir entspannt bei strahlendem Sonnenschein durch dieses Kleinod. Im Anschluss an diesen Spaziergang der besonderen Art trinken wir vor dem Wohnmobil Kaffee und genießen das leckere Gebäck aus Färjestaden, hmmm.
Die Rückfahrt nach Kalmar über die große Brücke kündigt wieder heftige Regenschauer an. Wir sehen schon auf dem Festland den Regen in dicken Schleiern runterkommen und fahren direkt in das Mistwetter hinein. Doch in Laufe der Weiterfahrt Richtung Karlkrona wird es dann wieder trocken. Doch kaum stehen wir auf unserem heutigen Platz in Ronneby/ Listeby und haben den Strom angeschlossen, setzt das Geprassel wieder ein. Was haben wir bloß verbrochen, dass wir mit so viel Regen gestraft werden. Obwohl wir ja heute auch schöne und trockene Momente hatten, nervt es doch. Der Abend ist wieder im Womo und nicht wie erhofft draußen am Wasser. Aber immerhin ist es noch für einen kleinen Abendspaziergang trocken. So können wir noch einen Blick auf das Wasser erhaschen.
22. Tag Insel Møn in Dänemark
Am vorletzten Morgen unserer Reise sind wir früh draußen. Endlich scheint mal wieder die Sonne. Frühstück ist also vor dem Womo, herrlich. Wir packen dann aber schnell zusammen, denn der Ort, an dem wir hier stehen, bietet nicht viel drum herum. Daher haben wir beschlossen, die letzte Nacht auf der Insel Møn in Dänemark zu verbringen. Wir fahren bei gutem Wetter die restlichen Kilometer durch Schweden und überqueren gegen Mittag die Öresundbrücke zurück nach Dänemark. Hier tanken wir erst einmal und freuen uns, dass nach den heftigen Preisen in Schweden (im Schnitt 2,50€ pro Liter) nur 2,04€ pro Liter zu bezahlen sind. Der Zugang zur Insel Møn soll über die schönste Brücke Dänemarks führen und tatsächlich finde ich sie auch sehr anspechend mit ihren Bögen. Da wir nicht wissen, wie voll die Insel ist, fragen wir gleich am ersten Campingplatz der Insel, ob sie freie Plätze haben. Wir bekommen einen tollen Platz mit Blick auf das Wasser und die Brücke. Da wir sehr früh hier sind, lohnt es nach einer Tasse Kaffee unter unserem Baum auf dem Stellplatz, die Räder rauszuholen und ein wenig zu radeln. Es geht in den Ort Stege. Leider ist aber nur ein kurzes Stück ein Radweg, ansonsten muss man sich die Straße mit den Autos und Wohnmobilen,… teilen. Das macht mir immer noch viel Angst und ich bin froh, als wir wieder weniger befahrene Bereiche in Stege am Wasser erreichen. Wir besichtigen den Ort, doch dort ist bereits kurz nach 17 Uhr alles geschlossen. Wie schade. Auf dem Rückweg halten wir an einem Aldi, der noch geöffnet ist. Heute Abend wollen wir ein letztes Mal grillen und das sommerliche Wetter draußen genießen. Dazu holen wir noch Würstchen und Pommes, die wir in unserem Backofen machen können, lecker. Dann radeln wir gemütlich zurück und freuen uns über die tollen Ausblicke auf das Meer und die Felder. Die Ernste ist überall in vollem Gange und der Duft nach Stroh und warmer Erde wabert uns um die Nase.
Am Stellplatz dann genießen wir einen wunderbaren letzten Abend. Allerdings ist hier Mückenspray unbedingte Pflicht. Der Sonnenuntergang an der alten Mønbrücke ist spektakulär und lässt uns auf einen schönen letzten Tag der Reise hoffen.
23. Tag Kreidefelsen von Møn und Rückreise.
Wir erwachen mit Sonnenschein und freuen uns auf das Draußenfrühstück. Leider ist heute schon der letzte Tag der Reise. Wir blicken noch mal auf die vielen schönen Momente zurück und blenden die Regentage aus. Ja, es war eine lange Fahrtstrecke aber jeder Kilometer hat sich gelohnt. Wir sind mit so viel eindrucksvoller Natur belohnt worden. Dazu nette Menschen, die unseren Weg gekreuzt haben. Wir haben keinen einzigen Stau gehabt und unser Zuhause auf Rädern ist zuverlässig geschnurrt und vermittelt uns immer ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Auf allen Campingplätzen hatten wir saubere Toiletten Duschen sowie gepflegte Anlagen. Da ist Skandinavien schon ein vorbildliches Reisegebiet. Es ist erstaunlich, wie zufrieden wir mit dem begrenzten Raum im Womo sind, wenn das Leben sich möglichst draußen abspielt und Dinge wie Fernsehen durch Lesen und Reden abgelöst werden.
Das letzte große Highlight der Reise sind heute die Kreidefelsen von Møn. Wir sind gegen 11 Uhr am Geocenter und staunen über den vollen Parkplatz. Unser Dicker findet gerade noch ein Plätzchen. In dem weitläufigen Gebiet verläuft es sich aber schnell. Wir wandern durch uralte wunderschöne Buchenwälder entlang der Küste. Immer wieder gibt es Aussichtspunkte, von denen aus wir die Kreidefelsen und das Meer erblicken können. Unendlich klein, weit unter uns (die Felsen ragen bis zu 128 m hoch auf) sehen wir Menschen am Strand spazieren gehen. 550 Stufen sind sie dafür am Geocenter hinabgestiegen. Diese Kraft habe ich derzeit leider nicht und so müssen wir uns mit dem Blick von oben begnügen. Ich bin aber auch ehrlich gesagt sehr ängstlich, denn auch Felsabbrüche sind jederzeit auch ohne Vorwarnung möglich und wenn diese Felsen abrutschen, können sich viele Kubikmeter Kreide in Bewegung setzen. Der letzte sehr große Abbruch war 2007. Die Wellen bei starken Stürmen aber vor allem auch das Regenwasser führen dazu, dass die Küste sich immer wieder verändert und Küstenbereiche abbrechen. Und die Hänge sind sehr steil. Manchmal sehen wir von oben den Strand nicht, dann geht es fast im 90° Winkel hinauf/hinab oder es gibt sogar Überhänge. Das Geocenter besuchen wir heute nicht, dafür reicht die Zeit nicht, aber wir sind sicher, dass wir zu diesem tollen Flecken Erde zurückkommen werden. Gegen 14.30 Uhr verlassen wir das Gebiet und das letzte Ziel im Navi heißt Rödby. Nach der Fähre kennen wir uns wieder ohne Hilfe aus. Für 18.15 Uhr ist unsere Überfahrt gebucht. Das Onlinebuchen einer festen Fähre spart erheblich Geld. Wir fahren über die kleine Insel Bogø zurück und machen kurz vor der Autobahn eine letzte Kaffeepause an einem Kitespot. Gegen 17.30 Uhr sind wir am Fähranleger und werden ohne weitere Wartezeit auf die nächste Fähre gewunken. Schneller als erwartet geht es über den großen Belt zurück nach Schleswig-Holstein. Die Überfahrt können wir draußen sitzen und die Sonne genießen. Da wir fast als Erste auf das Schiff gefahren sind, kommen wir nun auch vor dem großen Pulk weg. Schnell geht es Richtung Heimat. In Neustadt allerdings biegen wir noch einmal ab und lassen uns ein einziges Mal auf dieser Reise Fastfood bei Mc Donalds schmecken. Um 21.30 Uhr rollt unser fahrendes Zuhause wieder auf den Hof.
Dankbar, voller Eindrücke und glücklich, dass alles unfallfrei und sicher geklappt hat, lassen wir den Abend bei einem Drink auf unserer Terrasse ausklingen.