Reisebeginn 7. Juli 2022 - Kilometerstand 13750
Punkt 17 Uhr, nach Toddys Arbeit, starten wir unsere Reise zu den Westerålen/Lofoten. Das Wohnmobil haben wir letzten Tage schon startklar gemacht. Wasser und Diesel sind aufgefüllt, Gas ist an Bord und vor einigen Tagen ist er ohne Mängel das erste Mal über den TÜV und die durch die Gasprüfung gekommen. Also ist alles sicher. Der Kühlschrank ist gut gefüllt und im Kleiderschrank ist für jedes Wetter vorgesorgt.
Bei Sonnenschein fahren wir nach Puttgarden. Unsere Fähre ist für 19.15 Uhr gebucht, aber wir haben riesig Glück und kommen eine Fähre früher mit. Die Lastwagen stehen zwar kilometerweit vor dem Anleger aber für PKW (und dazu zählen wir uns heute mal) ist die Spur frei.
An Bord essen wir Currywurst und Pommes und sehen Puttgarden bei Sonnenschein kleiner werden. Nach dem Essen stehen wir eine Weile an Deck und spüren den Wind und die Wellen. Leider kommt ein kurzer Schauer und lässt uns ins Innere flüchten. Aber die Überfahrt ist ja eh nur kurz und nach etwa einer Stunde fahren wir in Dänemark weder aus dem Bauch der Fähre.
Die Fahrt Richtung Kopenhagen durch Dänemark ist sonnig, aber nach etwa 100 Kilometer knallt uns eine Taube gegen die Frontscheibe. Wir haben riesiges Glück, dass sie etwas schräg angeflogen kam und so die Wucht die Scheibe nicht zertrümmert hat. Aber der Schreck sitzt bei mir tief. Toddy ist gelassener, da es hat kommen sehen.
Gegen 22.30 Uhr überqueren wir den Öresund nach Schweden. Der erste Abschnitt ist ein Tunnel, dann kommt die eindrucksvolle Brücke. Wir haben noch gutes Licht und genießen diese Überfahrt. Unser norwegischer Autopass (kleiner Kasten an der Windschutzscheibe) bucht die Kosten ab. Wir haben ihn vor der Reise bestellt und mit 400€ aufgeladen. Nun sind die Überfahrten bei Brücken und Tunneln schnell bezahlt und meist gibt es sogar 50% Rabatt. Das wird sich sicher lohnen.
Gegen 23.00 Uhr beenden wir den ersten Reisetag und stehen auf einem Stellplatz an der Autobahn. Hier hat ein großer Wohnmobilhändler einige Plätze für Reisende geschaffen (Firma Bengt bei Örkeljungar). Wir haben die ersten 400 Kilometer einer langen Reise geschafft und fallen nur noch müde in unsere Betten.
2. Tag - 750 Kilometer durch Schweden
Nach einer ruhigen Nacht und einem schnellen Frühstück brechen wir um 9.00 Uhr wieder auf in Richtung Stockholm. Es ist grau und nieselig, wird jedoch im Laufe der Zeit immer freundlicher und sonnig. Die Temperaturen sind angenehm bei 20°C. Die schwedischen Autobahnen sind gut ausgebaut, nicht voll und wir dürfen mit 110 Km/h fahren. So kommt man einigermaßen zügig voran. Doch die Kilometer ziehen sich und beim ersten Tankstopp kann man sich zumindest ein paar Minuten die Beine vertreten. Wir sehen auf den Vättersee und die Burgruine Brahehus. Dann geht die Fahrt immer weiter nach Norden. Vorbei an Stockholm fahren wir nun den bottnischen Meerbusen hoch. In Söderhamn finden wir einen netten Stellplatz an einer alten Kaianlage. Den Schlüssel für das Sanitärhäuschen erhalten wir in der Pizzeria an der Straße. Hier bezahlen wir auch die Stellplatzgebühren und nehmen und eine Pizza (lecker und riesengroß) zum Abendessen mit. Wir haben schönes Wetter und sitzen zum Essen draußen. Ein kleiner Spaziergang am Wasser rundet den Tag ab. Leider muss Toddy die Nacht raus, da die Pizza im Darm rumpumpelt. Aber ein sauberes WC ist ja zum Glück nicht weit.
3. Tag – 700 Kilometer durch Schweden
Der Morgen in Söderhamn ist herrlich. Die Sonne scheint warm und wir können draußen frühstücken. Zwar sind dunkle Wolken zu sehen, aber wir haben es nur schön. Nachdem wir alles wieder Klarschiff haben, fahren wir tanken und holen kurz bei einem Lidl Brot und Kuchen. Dann geht es weiter nach Norden. Nach einiger Zeit endet die vierspurige Autobahn. Die Strecke ist nun dreispurig und immer abwechselnd haben die Richtungen eine zweite Spur. So kommt man sicher an LKW oder anderen langsam fahrenden Fahrzeugen vorbei. Trotzdem wird die Reisegeschwindigkeit insgesamt langsamer. Meist sind zwar nach wie vor 110 km/h erlaubt, aber nicht zu fahren. Die Landschaft ist sehr eintönig: Wald, Wald, Wald. Aber die Straße ist fast immer gegen Elche und andere Tiere abgezäunt. Wenn dann mal kein Wildzaun ist, zum Beispiel bei Einmündungen, wird die Geschwindigkeit reduziert und per Blitzer kontrolliert. Diese sind aber alle angekündigt. Aber auf diesen 700 Kilometer sind es mindestens 50 Blitzer.
Ein Teil der Strecke ist sehr hügelig und nennt sich auch die „Höga Kusten“. Leider verkennen wir den tollen Rastplatz nach der Högakusten-Brücke und fahren vorbei. Da wo wir 30 Minuten später Pause machen, ist es unspektakulär. Aber so ist es leider manchmal.
Heute über Tag hat es zum Teil heftig geschüttet, aber als wir um 19.15 Uhr auf den Campingplatz bei Töre eintreffen, ist es sonnig und warm. Der Platz liegt am Bottnischen Meerbusen und ist kurz vor der Grenze nach Finnland. Ab hier verlassen wir morgen diese Europastraße und fahren dann quer rüber nach Norwegen. Heute kochen wir zum ersten Mal. Es gibt Spagetti mit Hacksauce und wir können draußen essen. Leider verbrenne ich mir beim Annehmen der Pfanne erheblich den rechten Zeigefinger. Eine dicke Brandblase bildet sich und es tut tierisch weh. Zum Glück haben wir Eiswürfel im Tiefkühlfach, dass den größten Schmerz lindert. Zum weiteren hat Toddy die Pfanne nicht gleich losgelassen, sodass die Pfanne mit der Bolognese nicht runterfallen ist. Das wäre auf dem grünen Teppich kein toller Anblick.
Da ein wunderschöner Himmel über der Bucht zu sehen ist, bin ich trotz des pochenden Fingers noch mit der Kamera unterwegs. Allerdings ist das Mückenspray vorher Pflicht. Eine sehr nette Finnin fotografiert mich beim Fotografieren und schickt mir das Bild per Mail. Insgesamt kommt man überall schnell mit den Menschen in Kontakt und schnackt mal ein paar Worte, meist auf Englisch. Hier ist der Sonnenuntergang noch vorhanden, noch sind wir nicht über den Polarkreis. Aber der Tag ist schon lang und die Nacht sehr kurz (ca. 2 Stunden). Gegen Mitternacht verziehen wir uns ins Bett, obwohl der Himmel noch glüht. Aber morgen liegt wieder ein Reisetag vor uns, noch sind wir nicht am Ziel.
4. Tag – 460 Kilometer nach Narvik/Norwegen
Heute müssen wir im Womo frühstücken. In der Nacht hat es noch geregnet und alles ist feucht. Nach Dusche und Klo starten wir heute quer durch Schweden nach Norwegen. Und es geht über den Polarkreis.
Nach etwa 100 Kilometern sehen wir die ersten Rentiere, die am Straßenrand weiden. Die Landschaft hat sich verändert. Die Bäume sind weniger und niedriger, es ist offener geworden. Die Straße wird einspurig und entsprechend braucht man mehr Zeit. In Norwegen ist dann später eh nur 80 km/h erlaubt.
Nach etwa 80 Kilometern erreichen wir ein Schild, wo wir erfahren, dass wir nun den Polarkreis erreicht haben. Wir halten für die wichtigen Fotos und klönen kurz mit Deutschen, die vor einigen Tagen in Bad Segeberg gestanden haben und bei den Karl-May-Spielen waren. Zufälle gibt es.
Dann geht die Fahr weiter bis nach Kiruna. Immer wieder regnet es heftig und die Straße schwimmt. Rentiere sehe noch zweimal am Straßenrand und leider auch tote Tiere. Auch ein toter Elch liegt im Straßengraben und zeigt uns deutlich, dass die Warnschilder berechtigt sind. Der Elch ist ein mächtiges Tier und durch eine Markierung am Straßenrand gekennzeichnet. Vermutlich wird er später aufgeladen und hoffentlich noch für Tierfutter verwertet.
In Kiruna, dass wir alle aus den Erdkundebüchern kennen, sehen wir die riesigen Abbauberge vom Eisenerz. Wir lesen, dass bald die gesamte Stadt umgesiedelt wird (Planungen laufen derzeit), da bereits vieles unterhöhlt ist und Einsturzgefahr besteht. Die Umgehungsstraße ist schon neu, aber wir biegen ins Zentrum ab und müssen erst mal tanken und eine Kaffeepause machen. Wir haben zwar gerade Sonnenschein, doch das Unwetter, durch das wir hierher gefahren sind, holt uns bald ein. Es blitzt und donnert und bald öffnet der Himmel wieder seine Schleusen. Also nach einigen Fotos aus dem Auto lieber schnell weiter.
Der nächste Streckenabschnitt ist landschaftlich wunderschön. Es geht hinauf auf das Björnfjell. Berge, Seen, Wasserfälle und meist Sonnenschein begleiten uns. Die ewigen Wälder sind vorbei. Wir haben offene Moorflächen mit Flechten und Birken oder anderen niedrigwachsenden Bäumen. Nach dem Grenzübergang nach Norwegen kommen auch kleine Ferienhäuser dazu. Hütten und Steine liegen wie hingewürfelt in der Landschaft und bilden ein Harmonie. An einem Wasserfall machen wir noch eine kurze Pause.
Dann kommen die letzten Kilometer bis Narvik. Eine neue Brücke überspannt den Fjord und kürzt die Strecke etliche Kilometer ab. Aber die Passage ist kostenpflichtig, wie unser kleiner Kasten mit einem „Plink“ belegt.
Unser heutiger Stellplatz ist sensationell. Wir stehen an der Seilbahnstation Narvikfjellet hoch über der Stadt. Hier sind die Parkplätze für Wohnmobile für eine Nacht freigegeben. Es gibt sogar Ver- und Entsorgung, Toiletten und Duschen, allerdings auf der untersten Ebene. Für mal schnell ist der Weg nicht geeignet, schon gar nicht für mich mit meinem Knie. Aber abends gehen wir dort noch mal zum Gucken hin, benutzen die sauberen WC-Anlagen und planen morgen früh das Duschen bei der Abfahrt und Entsorgung mit ein.
Eigentlich wollten wir auch noch mit der Seilbahn auf den Berg, aber die Fahrt ist sehr teuer (31 € pro Person) und oben ist es eher in Wolken gehüllt. Der Blick von unserem Stellplatz ist schon so überwältigend, da müssen wir nicht noch höher. Wir schauen auf die Stadt Narvik, den Fjord und die schneebedeckten Berge auf der anderen Fjordseite. Einfach grandios.
Das Wetter ist noch herrlich und wir genießen einen Drink in der Sonne. Auch das Abendessen geht noch draußen, es gibt aufgebratenen Nudeln mit Ei.
Später nehmen Wind und Wolken zu und wir verzeihen uns ins gemütliche Womo. Die tolle Aussicht bleibt.