Freitag, 21.07.2023

Heute wollen wir in den Sommerurlaub starten, doch vorher liegt noch einiges an. Toddy geht noch zur Arbeit, will aber gegen 13 Uhr Feierabend machen. Ich beginne den Tag mit einem erfrischenden Bad im Ihlsee und schwimme 20 Minuten. Dann nach Hause, duschen und fertig machen. Um 9 Uhr habe ich noch eine Krankengymnastikeinheit und bin gegen 10 Uhr wieder zu Hause. Jetzt erst mal frühstücken und die letzten Lebensmittel ins Wohnmobil packen. Dann ein letzter Besuch bei Papi im Pflegeheim. Der ist über die drei Wochen ohne mich gar nicht glücklich. Es gibt ordentlich Tränen und das macht es mir immer nicht leichter. Aber ich brauche auch mal ein paar Tage Abstand, um meine Akkus wieder auf zu laden. Die letzten Monate waren anstrengend und haben auch bei mir Spuren hinterlassen.

Wieder zu Hause sauge ich noch schnell das Womo und alle Blumen bekommen noch Wasser. Sann steht auch schon Toddy in der Tür. Wir verladen die letzten Reste und starten um 13.15 Uhr in den Süden. Leider haben die Idee viele andere auch und so stehen wir in Hamburg das erste Mal 30 Minuten im Stau – zähfließender Verkehr von Billstedt bis Stillhorn. Das geht ja gut los. Rund um Bremen dann das gleiche Spiel, 30 Minuten Verzögerung von Oyten bis Bremen Asten. Ein Unfall in einer Baustelle bringt dann wieder alles zum Stillstand. Oh mein Gott, was sind die Straßen voll. Erst um 21.30 Uhr erreichen wir endlich Aachen und natürlich ist der Stellplatz belegt. Aber 100 Meter weiter ist ein Parkplatz, wo schon andere Womos stehen und so bleiben wir auch. Zum Glück können wir die Toiletten auf dem Womostellplatz mit benutzen. Wir kochen schnell noch Tortellini und machen eine Tomatensauce mit Würstchen dazu. Dann noch ein kleiner Spaziergang und ab ins Bett.

 

Samstag 22.07.2023

Um  7.00 Uhr klingelt der Wecker und wir machen uns zügig fertig. Frühstück verschieben wir auf später, aber ein frischer Kaffee und der Gang zum Stellplatz (Toiletten) muss doch sein. Dann geht es wieder los. Wir kaufen beim Bäcker um die Ecke noch frische Brötchen für das Frühstück und fahren noch tanken. Allerdings dies schon in Belgien, denn wir sind schneller da als wir glauben. Keine 3 Kilometer vom Stellplatz sind wir über die Grenze. Die Straßen sind herrlich leer, gut ausgebaut und so rauschen wir die ersten Stunden flott vor uns hin. Gegen 10.30 Uhr , letzter Parkplatz in Belgien, dann die Frühstückspause. Nach einer halben Stunden geht es dann weiter durch Frankreich. Hier nimmt der Verkehr deutlich zu und vor allem vor den Bezahlstationen bilden sich 2-3 Kilometer lange Staus. Da nützt uns auch die Mautbox nicht viel, die spart uns nur auf den letzten Metern die Schlange, wenn das System denn funktioniert. Manchmal wird das T- Zeichen nicht angezeigt, dann wieder ist es nur für Fahrzeuge unter 2 m Höhe. Dann stehen welche falsch und kommen nicht durch, so dass doch die Aufsicht gerufen werden muss. Ein einziger Zirkus. Bei der großen Brücke über die Seine in Le Havre wird die Toll-Box gar nicht akzeptiert, so dass auch wir hektisch nach unserer Kreditkarte suchen müssen. Das System ist total veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Insgesamt verlieren wir durch diese Mautstationen knapp 2 Stunden. Eindrucksvoll sind aber die Brücken über die Seine und den Hafen. Da wir auf der einen Brücke Stau haben, können wir die Aussicht lange genießen, bevor wir an der Mautstation bezahlen müssen.

 

Der letzte Stau ist dann 15 Kilometer vor dem Ziel. Hier geht es nur noch sehr langsam weiter. Die Bretagne scheint sehr gefragt zu sein und die Urlauber strömen nur so in die Region. Wir erreichen unseren Platz nach 10 Stunden um 18.15 Uhr – geschafft.

Wir bleiben noch die ersten zwei Tage in der Normandie und haben unseren Campingplatz 10 Kilometer vor dem Mount Saint Michel. Die Reservierung hat gut geklappt und wir haben einen netten Stellplatz. Nach dem Einrichten und einem schnellen Abendessen (Reis und Hacksause mit Pilzen, Zucchini und Möhren, süßsauer) beschließen wir, noch heute Abend zum Mont Saint Michel zu radeln. Zum Einen tut Bewegung gut und not nach der langen Autofahrt. Außerdem ist die Wetterprognose für die nächsten Tage alles andere als gut. Regen, Regen, Regen und  maximal 20 °C. Da nehmen wir das nette Wetter von heute noch mal mit und werden echt belohnt.

Was für ein toller Ort, beeindruckend, grandios, unbeschreiblich schön. Schon aus der Ferne sieht man diese Spitze der Kathedrale in den Himmel ragen, aber je näher man kommt und die Details erkennt, um so mehr staunt man über die Architektur und Schaffenskraft der Menschen. Hoffentlich können wir morgen alles innen besichtigen, heute beschränken wir uns auf den Anblick von außen. Auf dem Weg über den Damm zur Insel sehen wir wie die Flut kommt. Die Bretonen sagen, die Flut kommt wie ein galoppierendes Pferd und genau so empfinde ich es auch. Du stehst auf der Brücke und unter dir steigt das Wasser in rasender Geschwindigkeit und mit so viel Kraft. Das Wasser brodelt und strudelt und innerhalb von Sekunden sind die trockenen Sandbänke geflutet und Wasser drückt in die Bucht. So etwas habe ich noch nie gesehen. Da kann man sich ausmalen, wie gefährlich es ist, dort unten zu stehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich dort retten kann. Es reißt einem die Füße weg und zieht einen willenlos mit. Und das in rasender Schnelle. Immerhin ist hier an der Küste einer der größten Gezeitenunterschiede weltweit mit 12 Metern. Das werden wir sicherlich an anderer Stelle noch genauer sehen. Hier in der flachen Bucht sieht man eben nur das Wasser schnell kommen und steigen, aber durch das flache Land ziemlich weit in der Bucht ist der Höhenunterschied nicht so krass sichtbar wie vielleicht in einem Hafenbecken. Ich freue mich jedenfalls sehr auf die neuen Eindrücke und weiß nun die Gefahr einzuschätzen, die hier vom Meer ausgeht. 

Gegen 22.30 Uhr, schon im Dunkeln, sind wir wieder am Wohnmobil. Bei einem Absacker lassen wir den Tag ausklingen. In der Nacht hören wir schon den ersten angekündigten Regen auf unser Dach trommeln. Warten wir ab, was der nächste Tag bringt.