Heute endet die Fotoreise mit Peter, die von herrlichen Fotomotiven, tollen Lichtstimmungen, einem Vulkanausbruch, eisigen Temperaturen und viel Polarlichtsichtungen geprägt war. Ich habe in diesen Tagen mit ihm so viel gelernt, meine Kamera viel besser kennengelernt und tolle Fotos gemacht. Ich war die Tage so bei mir und habe die Zeit genossen. Natürlich war es auch noch ein besonderes Geschenk, Peter für mich alleine zu haben. Wir hatten viel Zeit an den Fotostopps und brauchten uns immer zur zu zweit abstimmen. Ich bin jedenfalls total angetan und werde sicher nicht das einzige Mal eine solche Reise gemacht haben.
Gegen 12 Uhr fährt Peter mich nach Keflavik und hilft mir noch meinen Leihwagen abzuholen. Dann bin ich auf mich gestellt und habe gleich ein großes Problem. Mein Handy lässt über Google Maps keine Route nach Reykjavik zu. Immer wieder bekomme ich nur Busverbindungen angezeigt. Ich versuche alle möglichen Einstellungen zu ändern, telefoniere mit Toddy, doch es geht einfach nicht. Am Ende muss ich zurück zum Mietwagenverleiher gehen und ein externes Navi mieten. Auch hier stellt mich die Bedienung zunächst vor Herausforderungen, doch am Ende klappt es. Mit über einer Stunde Verspätung starte ich nach Reykjavik. Schade, die Zeit wird mir am Ende des Tages fehlen, denn es wird ja bereits um 17 Uhr stockdunkel sein.
Der Jeep Renegate fährt sich sehr gut und ich finde mich in Reykjavik schnell zurecht. In einem Parkhaus stelle ich das Auto ab und mache zur Sicherheit ein Foto des Straßennamen, was sich später als sehr hilfreich herausstellen wird.
Durch die Stadt wandere ich zunächst zur Hallgrimskirkja, die durch ihre außergewöhnliche Form einmalig ist. Im Innenraum ist sie eher schlicht gehalten, soll aber eine tolle Akustik haben. Leider beschließe ich, erst mit dem Fahrstuhl auf die Aussichtsplattform zu fahren und genieße lange die beeindruckende Aussicht. Als ich dann die Kirche betrete, packen gerade einige Musiker nach eine Probe zusammen. Wie schade, dass ich das verpasst habe.
Die Suche nach einer Toilette lässt mich ein Café aufsuchen. Hier mache ich eine kleine Pause, genieße einen Cappuccino und einen Muffin und wandere dann an das Wasser. Zunächst besuche ich das Wikingerboot „Sonnenfahrt“ am Eismeer. Hier habe ich viel Glück, es sind nur wenige Touristen vor Ort. Erst als ich gerade zusammenpacke, kommt der Bus voller Asiaten. An der Wasserkante wandere ich zurück zum Island Opernhaus. Der Bau mit den besonderen Fensterfronten liegt direkt am alten Hafen und hat eine besonders tolle Architektur. Hier bin ich genau zur blauen Stunde und kann sowohl vom Gebäude als auch von der Skyline schöne Fotos machen.
Als ich entlang der Straße schlendere, die mich gehofft zu meinem Wagen bringt, ist es bereits dunkel. Ein hübsches weißes Haus mit dem Mond über dem Dach zieht mein Auge an und ich mache ein Foto. Hinterher finde ich raus, dass es sich um die Menntaskólinn, eine weiterführende Schule, handelt.
Gegenüber führt eine Straße in die Altstadt. Eher durch Zufall entdecke ich hier das Isländische Parlament und die alte Domkirche. Ich beschließe, morgen noch einmal hierher zu kommen und bei Tageslicht zu fotografieren. Die alte Domkirche fotografiere ich aber mit Langzeitbelichtung auch gleich.
Als ich dann Richtung des Stadtsees Tjornin komme, höre ich unglaublichen Lärm. Es trötet, posaunt und trompetet- was ist das? Als ich um die Ecke komme, sehe ich eine offene Wasserstelle mit Hunderten von Seevögeln. Vor allem Singschwäne und Gänse, aber auch Enten, Möwen und andere Wasservögel. Es ist ein unglaublicher Chor inmitten einer unorganisierten Probe. Ich versuche Bilder von den Tieren mit der Frikirkja von Reykjavik im Hintergrund. Auch hier will ich morgen unbedingt noch mal mit Tageslicht fotografieren. Für heute reicht es mir, ich habe immerhin noch eine Stunde Fahrzeit vor mir.
Doch wo steht mein Auto? Mein Orientierungssinn hat mir einen Streich gespielt und mich völlig falsch geleitet. Eine junge Isländerin, die ich treffe und frage, bringt mich schließlich in die richtige Richtung. Auf dem Weg sehe ich noch die berühmte Regenbogenstraße, nach der ich schon beim Ankommen Ausschau gehalten hatte. Also habe ich eigentlich alle für mich wichtigen Orte heute schon einmal gesehen, aber morgen werde ich doch noch mal wiederkommen. Es ist echt schön hier und die Altstadt würde ich gerne noch weiter erkunden.
Auf dem Rückweg komme ich dann noch in einen heftigen Eisregenschauer. Ich halte mein Lenkrad krampfhaft fest und fahre mit max. 50 Kilometer pro Stunde nach Gardur. Aber so schnell wie der Schauer kam, so schnell ist er zum Glück auch wieder vorbei. Ich bin aber echt froh, als ich wieder in Leuchtturmrestaurant sitze und zum dritten Mal mir Fish and Chips schmecken lasse.
Bevor ich dann ins Hotel fahre, fotografiere ich noch einmal den weiß-roten Leuchtturm, zwar ohne Polarlicht aber mit schönen Wolken und Sternen am Himmel.
Abends noch mal zum Leuchtturm- leider kein Polarlicht 😢