Freitag 19.07 und Samstag 20.7.19 Tallinn
Leider gehen die schönen Stunden auf Saaremaa viel zu schnell vorbei. Ich habe mir in der Nacht zweimal den Wecker gestellt und wollte den Sternenhimmel an diesem einsamen Ort bewundern, doch leider wird es
nicht richtig dunkel. Um 1.30 Uhr ist der Horizont immer noch lila verfärbt, um 3 Uhr ist es dämmerig, aber nicht dunkel genug um den Sternenhimmel zu sehen. Schade, den störendes Licht hätte es hier nicht gegeben.
Wir frühstücken mal wieder bei tollstem Wetter draußen, den Blick auf die Ostsee und genießen die leichte Brise. Dann heißt es wieder einräumen und weiter geht die Reise. Auf dem Weg zu Fähre halten wir
noch auf dem Damm zur Insel Muhu und auf Muhu gucke ich mir noch die Inselkirche an.
Kirche auf Muhu
Tallinn Tag 1
Die Fähre zurück ans Festland erwischen wir günstig. Keine 5Minuten Wartezeit, dann können wir auf das Schiff fahren. Die halbe Stunde Fährzeit verbringen wir auf dem Sonnendeck. Auf dem Festland geht es ohne weitere Stopps nach Tallinn bzw. in den Vorort Saue. Hier gibt es einen großen recht neuen Campingplatz und eine Bahnstation, die uns direkt ins Zentrum von Tallinn bringt. Pro Person und Strecke zahlen wir 2 €. Der Platz ist wirklich schön und so genießen wir erst mal eine Kaffee. Ich wasche auch hier noch eine Ladung Wäsche und als die durch und aufgehängt ist, beschließen wir eine erste Tour nach Tallinn zu wagen. Wir fahren mit den Rädern zum Bahnhof und schaffen es gerade noch sie anzuschließen, dann kommt auch schon der Zug.
30 Minutenspäter sind wir mitten in Tallin und staunen. Ich hatte zwar einige über das alte Reval gelesen, doch der Anblick des Dombergs und der dicken Festungsmauern beeindruckt mächtig. Wir beschließen den Domberg zu erklimmen und müssen 150Stufen und etliche steile Rampen hinaufsteigen. Belohnt werden wir mit einem grandiosen Ausblick auf Tallinn und die Ostsee. Wow, ist das schön. Wir schlendern durch die Oberstadt, sehen die Botschaften mehrerer Republiken in schön sanierten Häusern und kommen zur alten Domkirche St. Marien. Hier husche ich noch kurz vor Feierabend rein und sehe viele alte Wappen der Adligen von Tallinn. Da aber eigentlich schon geschlossen ist, bleibt es bei einem flüchtigen Eindruck. Einige Straßen weiter sehen wir die russisch-orthodoxe Alexander -Newski-Kathedrale und sind völlig sprachlos. Einen so schönen Kirchenbau habe ich noch nie gesehen. Und auch in der Kirche ist alles glänzend und leuchtend und so schön. Dazu viele Gläubige, die ihre Religion leben und Gottesdienst feiern. Mit alten Gesängen und viel Demut wird Gott gehuldigt. Sehr eindrucksvoll. Wieder draußen ist direkt gegenüber das Parlamentsgebäude von Estland, der Sitz der Regierung im Toompea Schloss. Den Schlossgarten und den Turm „Langer Herrmann“ besuchen wir aber erst am nächsten Tag. Wir wandern langsam den Domberg an der Rückseite runter und kommen in die Altstadt in der Unterstadt. Die gesamte Stadt ist wunderschön saniert und voller alter Hansehäuser und sonstiger Handelshäuser. Dazwischen viele Restaurants, die sich wie im Mittelalter geben. Kellner sind entsprechend angezogen und auch die Speisen sind zum Teil an mittelalterliche Gerichte angelehnt. Aber hier ist der Haupthotspot für Touristen, da wollen wir dann doch nicht essen. Wir schlendern am Rathausmarkt und am alten Rathaus mit seinem achteckigen Turm vorbei und biegen in die Seitenstraßen ab. Hier finden wir ein hippes Szenelokal, wo überwiegend Einheimische essen. Da suchen wir uns einen Platz und essen super lecker Mozarellasticks und einen Burger der Extraklasse, Die selbstgemachten Pommes dazu schaffen wir nur noch zur Hälfte. Puuh, was das lecker.
Wir schlendern satt und zufrieden durch die Altstadt zurück zum Bahnhof und fahren um 20.17 Uhr zurück nach Saue. Dort kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten ein und dann radeln wir zum Campingplatz. Die Familie, die ich auf dem Campingplatz in Saaremaa kennengelernt habe, ist auch auf dem Platz hier und wir klönen noch fast eine Stunde, bis wir dringend vor den Mücken fliehen müssen.
Tallinn Tag 2
Am nächsten Tag schlafen wir etwas länger und genießen in Ruhe das Frühstück im Freien. Sanitäranlagen sind super und dicht bei. Heute Morgen bringe ich dann erst mal die Homepage ein wenig auf Vordermann. Abends ist das Netz total dicht, aber heute Morgen kann ich wenigstens die Bilder hochladen.Zum Tagebuch komme ich nicht. Wir fahren gegen 11.30 Uhr wieder nach Tallinn rein und wandern nun erst einmal durch die Unterstadt. Wir staunen über die super erhaltene Stadtmauer und die vielen Wachtürme. Ich besuche noch die orthodoxe Kirche zu St. Nikolai und staune wieder über die gelebte Religiosität der Esten. Heute Morgen sind hier etliche Taufen und die Kirche ist voller Menschen. Trotzdem dürfen wir Touristen gucken und finden kostenlosen Einlass. Nur fotografieren ist leider untersagt, kann ich aber auch verstehen. Wir wandern weiter durch die Altstadt, hören sehr begabten Straßenmusikanten zu, die altrussische Lieder singen und finden die alten Gildehäuser. Leider verpassen wir die St. Katharinen Passage, in der die Handwerksmeister ihre Arbeiten vorführen und zum Kauf anbieten. Abends hören wir von der Bremer Familie, wie schön es dort gewesen sein soll. Wir besuchen aber die älteste Apotheke von Tallinn von 1422 und ich besteige den Turm des alten Rathauses. Das ist wahrlich ein Abenteuer. Ich bin schon auf viele Türme gekraxelt, aber dieser Turm ist einzigartig. Die Stufen sind alle unterschiedlich hoch, manchmal bis zu50 cm. Der Wendelgang ist so schmal, dass ich gerade durch passe. Zum Glück kommt mir keiner entgegen. Ich bin froh, als ich die die 150 Stufen geschafft habe. Wieder einmal ist ein fantastischer Ausblick die Belohnung. Tallinns Altstadt liegt mir zu Füßen. Ich kann noch in Fensternischen klettern und so in fast Richtungen fotografieren. Der Raum im Turmgewölbe fast auch max. 5 Personen, sonst wird es zu eng. Ich genieße diesen besonderen Moment und freue mich über das schöne Wetter, das uns hier in Tallinn begleitet. Wieder unten machen wir eine Kaffeepause in einem Straßenlokal und wandern anschließend noch einmal auf den Domberg. Auch hier gibt es mehrere Terrassen, von wo aus man auf die Stadt herunterblicken kann. Doch irgendwann streiken die Füße und die innere Speicherkarte ist voll. Gegen 17.15 Uhr fahren wir wieder in die Vorstadt, kaufen noch zum Grillen ein und lassen den Abend gemütlich am Womo ausklingen. Die Bremer kommen noch vorbei und wir tauschen unsere Eindrücke aus. Ehe wir uns versehen ist es halb Zwölf. Jetzt nur noch ab in die Federn.