Sonntag, 21.7.2019          Rückreise nach Lettland-Tuja

Wir verlassen Tallinn und fahren wieder Richtung Süden. Kurz haben wir noch überlegt, ob wir heute noch in den Lahemaa Nationalpark an der Küste Richtung St. Petersburg wollen. Gereizt hat es uns mächtig, aber die Zeit reicht nicht wirklich. Dieses Ziel bleibt offen, um einen guten Grund zu haben, Estland erneut zu besuchen. Von den drei baltischen Ländern hat es mir hier am Besten gefallen. Estonia ist schon deutlich moderner als Lettland und Litauen. Sehr kreativ und offen sind die Menschen und voller Lebensfreude. Estland ist sehr skandinavisch angehaucht, was uns sehr gefallen hat. Wir reisen heute

wieder zurück nach Lettland. Da immer noch Traumwetter ist, beschließen wir einen Strandnachmittag /Abend in Tuja, etwa 80 Kilometer nördlich von Riga einzulegen. Wir finden einen sehr schönen Platz direkt am Meer und kommen mit einem sehr sympathischen Ehepaar aus Kirchbarkau bei Kiel ins Gespräch. Abends essen wir zusammen in der Strandbar und klönen über unsere Job (die beiden waren auch Lehrer) und das Leben als Wohnmobilisten. Außerdem haben die beiden mal bei uns um die Ecke einige Jahre ein Haus gehabt. Die Welt ist doch manchmal ein Dorf. Es war jedenfalls ein

sehr netter Abend.

Am Nachmittag habe ich dann tatsächlich das erste Mal auf der Reise in der Ostsee gebadet. Von der Wassertemperatur war es durchaus okay, aber leider war das Wasser voller Algen. Das mag ich ja gar nicht. Toddy und ich sind daher lange im seichten Wasser gewandert und haben Sonne und Meer so

genossen. Aber kurz vor dem Ende der Wanderung musste ich dann doch noch mal ganz untertauchen. Ich kann doch nicht sagen, dass ich die Küste der Ostsee bereist habe und war gar nicht baden. Ab morgen führt uns der Weg ins Landesinnere, da wird es auch erst mal nichts mehr mit baden. Vielleicht noch mal in Polen oder auf Usedom. Schauen wir mal, wie sich das Wetter entwickelt.

Wir bekommen heute Nacht jedenfalls ordentlich eins auf die Mütze. Schon beim Abendbrot sahen wir die dunkle Front über das Meer auf uns zu kommen. So haben wir abends wieder alles im Womo verstaut, damit wir nicht so viel Nasses am Morgen einladen müssen. Und es war genau richtig. Wir waren gerade fertig, als Sturmböen auftragen und sich der Himmel öffnete. Im Womo, vor allem im Alkoven prasselt der Regen so laut aufs Dach, dass man sich nicht mehr unterhalten kann. Trotzdem bin ich ganz schnell

eingeschlafen. Ich fühle mich bei solchem Wetter zu Kindertage im Wohnwagen auf Sylt zurückversetzt. Toddy hat nur noch schnell die Dachluken geschlossen, da das Spritzwasser doch durch die Luken kam.

Fotofreier Tag

 

Montag, 22.07.2019           Schloss Rundale und der Berg der Kreuze

Am Morgen ist der Himmel immer noch dick wolkenverhangen und es regnet ab und zu. Also Frühstück leider drinnen, schade. Aber als Reisetag ist es gar nicht so schlecht, wenn die Sonne nicht so knallt. Wir packen alles zusammen und starten auf den langen Weg Richtung Kaunas. Zwei Zwischenstopps

haben wir geplant. Als Erstes führt uns der Weg zum Schloss Rundale in der Nähe der Stadt Bauzka. Bis dahin sind es drei Stunden Fahrt, da wir erst einmal an Riga vorbei müssen. Und die Straßen, selbst wenn sie sich Autobahnen nennen, sind zum Teil sehr schlecht. Wir können mit unserem alten Womo eh nicht schnell (so zwischen 80 und 90 km/h fahren wir im Schnitt), aber die Straßen erlauben das manchmal nicht. Und immer wieder Ortschaften oder Abzweigungen, wo es auf 50 oder 70 km/h runtergeht. Da kommt man nicht voran. Und dann verfahren wir uns auch noch einmal kurz vor dem Ziel. Das Schloss liegt Luftlinie nur 3 Kilometer weg, aber leider ist ein Fluss dazwischen und keine Brücke. Also 17 Kilometer zurück und noch mal neu anfahren. Mist!

Das Schloss toppt aber alles. Wir sind mitten auf dem Land im Nirgendwo, nur Holperstraßen und dann liegt dort dieses barocke Märchenschloss mit wunderschönen Parkanlagen. Wir sind komplett sprachlos. Die

Besichtigung innen dauert über eine Stunde. Wir erfahren, dass Lettland hier gerne Staatsempfänge macht, was wir nur zu gut verstehen können. Der goldene Saal ist schon ein Hingucker und die großen Treppen und schönen Außenanlagen laden zu Gruppenfotos a la EU oder G20 Gipfel ein.

Nach dem spannenden Rundgang trinken wir erst mal ein Kaffee und essen lecker Kuchen. Als wir ausgehen wollen, ist draußen Weltuntergang mit einem heftigen Gewitter. In den dicken Schlossmauern haben wir davon gar nichts mitbekommen. Zum Glück ist aber nach 15 Minuten der Regen vorbei und wir

genießen die wunderschön angelegten Außenanlagen. Riesige Rosenbeete und ornamentartige Blumenbeete, dazu Laubengänge und kleine verträumte Innenhöfe, es ist ein Garten zum Lustwandeln. Wir freuen uns über diese schöne Anlage und vergessen völlig die Zeit. Als wir wieder beim Auto sind, ist es bereit halb sechs.

Wir fahren weiter nach Litauen und besuchen in der Nähe der Stadt Siauliai den Berg der Kreuze. Was für eine eigentümliche Anlage. Abertausende große und kleine Kreuze sind hier in den Boden gesteckt oder

aufgehängt. Einige haben Botschaften oder Namen eingraviert, andere liegen oder stehen einfach so im Boden. Auch links und rechts dieses „Berges“ befinden sich inzwischen Kreuze und viele Menschen pilgern zu diesem einmaligen Ort. Für uns als Protestanten ist diese Verehrung und Darbietung der Heiligenbilder und Marienstaturen sowie der Abertausende von Kreuzen eher verwunderlich. Aber für die Katholiken scheint dieser Ort eine besondere Bedeutung zu haben. Wir haben nach einer haben Stunde genug

gesehen und gehen zurück. Leider hat uns der Regen eingeholt, so dass wir uns eng unter den Schirm kuscheln müssen. Aber der Weg ist zum Glück nicht lang. Gegen 19 Uhr sind wir wieder abfahrbereit, beschließen aber, dass Kaunas für heute nicht mehr angesteuert werden soll. Das sind noch 190 Kilometer, das ist zu weit und zu lang. Etwa 15 Kilometer hinter Siauliai liegt ein kleiner Campingplatz mit einer ganz guten Bewertung direkt an der Straße, der wird unser Ziel. Dort sind wir nur zu zweit und haben viel Platz. Im kleinen, zum Platz gehörigen Restaurant essen wir ganz lecker und haben nun Zeit für

Tagebuch und Bilder.