Donnerstag, 25.07.2019 Trakai und Vilnius
Zum erstem Mal auf unserer Reise ist der Duschraum echt eine Zumutung. Eine Gruppe von 50 Jugendlichen ist auch auf dem Platz und die haben heute Morgen vor mir das Waschhaus entdeckt. Alles steht unter Wasser und ist voller Sand. Gestern war alles pikobello sauber, aber heute Morgen ist es echt
ekelig. Das war gestern Abend in der Abwaschküche schon so, leider kontrolliert aber keiner die Einrichtungen am späten Abend. Klopapier ist nämlich auch überall leer. So schön der Platz liegt und außen alles sehr gepflegt aussieht, in den Sanitärräumen muss es sauber sein. Später finde ich noch eine zweite Dusch- und WC-Einheit, da ist es sauber. Aber nun ist es zu spät.
Wir radeln nach dem Frühstück noch zu einem neueren Landsitz, gebaut 1902 mit schönen Gartenanlagen. Das Haus hatten wir gestern vom Schiff aus gesehen. Es ist ein netter Ausflug und eine schöne Anlage, die aber noch in der Sanierung ist. Dafür gab es noch keinen Eintritt. Nach einer guten Stunde sind wir wieder am Campingplatz und packen alles zusammen.
Die heutige Tour nach Vilnius ist die Kürzeste der Reise, wir brauchen nur 35 Minuten. Der Platz in Vilnius ist okay und die Sanitäranlagen sind zwar im Container, aber pikobello sauber. Wir lassen es über Mittag ruhig angehen und entscheiden uns dann mit dem Rad nach Vilnius reinzufahren. Es sollen etwa 7 Kilometer sein. Das ist doch gut machbar. Die Entfernung ist auch nicht das Problem, aber die Route. Der erste Knackpunkt ist eine Brücke über die Neris. Sie ist für Radfahrer/ Fußgänger so schmal, dass man sich kaum begegnen kann. Die entgegenkommenden Radfahrer müssen das Rad anheben, damit die Lenker an einander vorbei passen. Kommen Fußgänger, biegen sie sich halb über die Absperrung. Und an den Stellen, wo Brückenpfeiler sind, wir es so schmal, dass wir rechts und links neben dem Lenker noch 10 cm Platz haben. Schon abenteuerlich. Der markierte Radweg endet plötzlich und so entscheiden wir uns für den falschen Weg. Ab nun gibt es für 5 Kilometer gar keinen Radweg. Wir fahren auf dem Fußweg, die Straße wäre nur etwas für Lebensmüde. Doch leider ist der Untergrund so kaputt und uneben, dass wir höllisch aufpassen müssen und kaum voran kommen. Immer wieder sind Stellen ganz eng, dann wieder extrem hohe Bordsteine oder tiefe Löcher.
Endlich erreichen wir aber die Altstadt und können mit unserem Sightseeingprogramm anfangen. Wir besuchen zunächst das Tor der Morgenröte und sehen in einem Raum oberhalb des Torbogens eine wunderschöne Schwarze Madonna, einem Marienbildnis, das in Gold, Silber und Edelsteinen einfasst ist.
Wirklich ein beeindruckender Anfang der Tour. Durch die Hauptstraße geht es weiter an vielen Kirchen vorbei. Einige toll renoviert, andere haben es bitter nötig. Unser Weg führt uns am Rathaus vorbei, vor dem ein großer schöner Platz liegt. Immer wieder liegen entlang der Route schöne alte Häuser, aber nicht
eindeutig Hansezeit oder so. Manche ist auch hier verfallen, aber insgesamt ist der Eindruck schön. Auch die Universität liegt hier direkt in der Stadt und wirkt von außen eher wie eine Kirche. Leider besuchen wir diese Stadt in der Stadt nicht. Ich lese erst hinterher, wie schön es in dem Arenal sein soll. Aber nun ist es nicht mehr zu ändern. Wir haben nach so vielen Eindrücken erst mal Kaffeedurst und laden in einem Café, dass in einer Buchhandlung mit drin ist. Sehr schönes Ambiente und viele junge Leute, die hier arbeiten, da es freies WIFI gibt.
Nach der Pause steuern wir die St. Anne Kirche an, die mit der Bernhardinerkirche wie verwachsen ist. Dabei sind die beiden Gebäude total unterschiedlich. Sie werden auch das gotische Ensemble genannt. Eine dritte Kirche steht noch gegenüber, aber wir betrachten sie nur von außen. Auch eine vierte Kirche betrachten wir nur noch von außen, da es inzwischen auch so spät ist, dass manche Türen schon geschlossen sind. Plötzlich erhaschen wir einen Blick auf die drei weißen Kreuze, die auf einen hohen Hügel stehen und sehen diese vor einer tiefschwarzen Gewitterfront.
Was kommt da bloß auf uns zu? Ob wir es noch nach Hause zum Womo schaffen. Immerhin ist die Markise raus und Stühle mit Auflagen stehen auch draußen. Von uns und unseren Kameras, etc. mal ganz zu
schweigen. Wir orientieren uns kurz auf dem Handy und dann heißt es radeln, aber dalli. Zum Glück fahren wir vor dem Unwetter davon und es zieht sehr langsam. Wir finden einen guten Radweg aus der Stadt raus entlang der Neriz. Als wir durch einen Erholungswald radeln biegen sich die Bäume bereits
beachtlich im Sturm. Bloß schnell weiter und raus aus dem Wald. Der Weg zurück über unsere Horrorbrücke wird zur Prüfung. Der Wind ist so heftig und die Luft ist voller Sand, aber noch ist es trocken. Weiter, weiter, weiter. Wir radeln, was die Beine und die Straße zulassen und kommen tatsächlich trocken am Womo an. Nun schnell die Auflagen rein, die Markise einkurbeln und die Räder anschließen. Auch die Stühle packen wir zur Sicherheit in das Fahrerhaus. Wir sind gerade fertig, da bricht das Unwetter los. Es blitzt und donnert und der Regen prasselt nur so auf das Womo. Wir müssen alle Fenster schließen, da es durch das Spritzwasser auch innen nass wird.
Nach knapp einer halben Stunde ist das Schlimmste vorbei. Es regnet zwar noch aber das Gewitter ist durch. Wir kochen uns Abendbrot, denn das geplante Essengehen in der Stadt war ja nun nichts.
Später am Abend reißt der Himmel schon wieder auf und wir hoffen, dass es nun wieder besser wird mit dem Wetter.