Sonntag, den 14.07.2019 Von Riga nach Sigulda
Wir verlassen Riga nach dem Frühstück. Das Womo wird noch einmal wieder „frisch“ gemacht und dann fahren wir zum Ethnografischen Freilichtmuseum am Stadtrand von Riga. Hier finden wir alte Bauernhäuser, Windmühlen und Wirtschaftsgebäude aus ganz Lettland. Dazu alte Kirchen und ein
Fischerdorf. Die Anlage liegt wunderschön in einem lichten Wald und ist super gepflegt. Wir bezahlen 4 € Eintritt und vergleichen dies mit den Preisen gestern für die Kirchen in Riga. Da wird einem die Unverschämtheit des Kircheneintritts noch viel bewusster. Hier haben wir über 100 alte Gebäude,
alle sehr gepflegt, dazu etliche Handwerker, die ihr Können zeigen und Senioren, die alte Handwerkskünste zeigen. Das steht doch in keinem Verhältnis.
Drei Stunden bummeln wir durch die schöne Anlage und betrachten das einfache Leben der Menschen vor 2 bis 3 Hundert Jahren. Sind wir froh, dass wir heute leben. Uns wird aber auch noch einmal deutlich, was für eine rasante Entwicklung das Leben in den letzten 30 Jahren gemacht hat. Die Menschen werden immer
mobiler und die Entwicklung gerade jetzt mit Internet und Smartphone hat die Welt total verändert. Wie sich das wohl auf die Menschheit auswirken wird? Wir beobachten jedenfalls, dass die Erwachsenen
immer weniger mit ihren Kindern reden oder sie angucken. Der Kinderwagen wird geschoben, aber der Blick ist bei Smartphone. Beim Einkaufen wird telefoniert und die Kinder dackeln nebenher. Es wird nichts erklärt oder gezeigt. Eine, wie ich finde, fatale Entwicklung. Und auch die Kinder sind schnell mit dem Smartphone ruhiggestellt, wer muss da schon klettern oder rennen. Gerade hier im Baltikum, wo viele noch
ganz urtümlich ist, und die Zeit gefühlt langsamer geht, es viel mehr Natur und auch Stille gibt, fällt diese Verhalten der Menschen noch deutlicher auf. Wir hingegen vergessen an manchen Tagen das Handy komplett. Eine echte Wohltat.
Die Fahrt nach Sigulda ist abenteuerlich. Wir fahren zwar auf einer Autobahn, doch plötzlich kommt eine Ampel und ein Fußgängerüberweg. Dann eine lange Baustelle, wir müssen mit auf die Gegenspur. Die Straße ist so marode, dass wir nun sehr langsam um die Schlaglöcher herum manövieren. Und das
auf einer Autobahn. Da ist es sicher gut, dass die Gegenfahrbahn saniert wird.
In Sigulda kaufen wir ein und fahren anschließend zum ausgewählten Campingplatz an einem See. Doch hier ist leider alles voll. Das haben wir bis dato noch nicht erlebt. Also gucken wir bei unserer App "Park4Night" und finden eine gute Alternative direkt an der Gauja im Nationalpark. Und der Platz erweist sich als richtig nett. Es gibt nur 20 Plätze, alle mit Blick auf den Fluss. Dazu ein Kanuverleih, den wir morgen in Anspruch nehmen wollen. Die Sehenswürdigkeiten, die Burgen Krimulda und Turaida sind von hier aus mit dem Rad zu erreichen. Das werden wir gegen Spätnachmittag noch ausprobieren. Wir machen nach einer Tasse Kaffee ein Tour und radeln entlang der Gauja. Wir sehen erste Höhlen und müssen feststellen, dass bei 11 % Steigung auch unsere E-Bikes nichts mehr nützen. Der Weg zur Burg Turaida hat es in sich. Und morgen wollen wir da noch mal hin, heute haben wir keine Kamera und kein Geld mit. Wir wollten ja nur ein wenig die Umgebung erkunden. Am Ende haben wir 10 Kilometer in den Beinen und zwar mit etlichen heftigen Steigungen. Aber wo man hoch ist, kann man es auch wieder bergab rollen lassen. Wir sind jedenfalls abends gut müde und voll mit schönen Eindrücken. Ein herrlicher Urlaubstag geht mit einem leckeren selbst gekochten Essen draußen zu Ende.