Donnerstag, 11.07.2019 Jürkalne – Kuldiga – Ventpils
Was für ein schöner Tag! Endlich hat die Sonne mal die meiste Zeit vom Himmel gelacht und wir können lange Zeit in kurzer Hose und T-Shirt unterwegs sein. Gefrühstückt haben wir draußen bei unserem tollen
Stellplatz. Was für eine Stille uns umgeben hat. Trotz einiger Wohnwagen und belegter Hütten ist um 8.30 Uhr noch keine Menschenseele zu sehen oder zu hören. Nur die Ostsee rauscht und die Vögel singen. Es ist absolut traumhaft. Wir lassen uns Zeit und duschen nach dem Frühstück, denn die „Rezeption“ ist erst
ab 9 Uhr besetzt und dort gibt es die Schlüssel. Gegen 10 30 Uhr rollen wir dann vom Platz. Vorher noch einmal über die Klippe gucken und ein letztes Foto von diesem kleinen Paradies.
Unsere Fahrt geht zunächst 40 Kilometer ins Landesinnere nach Kuldiga. Vorher tanken wir zum ersten Mal auf der Reise. 13 Liter hat das Womo verbraucht, das ist für die alte Lady okay. Wir tanken 50 Liter für 63 €, das ist deutlich günstiger als derzeit bei uns. In Klaipeda war der Liter Diesel sogar für einen Euro zu bekommen, aber das ist eben Hafenstadt.
In Kuldiga scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Häuser wirken wie aus einem anderen Jahrhundert, viele noch aus Holz. Nicht alles ist verfallen, zum Teil sind Häuser hübsch saniert und doch kann man hier einen Film aus der Zeit von vor Hundert Jahren drehen. Die Straßen bestehen fast ausschließlich aus Kopfsteinpflaster. Wir finden die alte Brücke über die Venta und die breitesten Wasserfälle Europas. Sie sind im Schnitt zwar nur 2 Meter hoch aber haben eine Breite von bis zu 270 Metern, wenn viel Wasser im Fluss ist. Aber auch jetzt ist es ein wunderschöner Anblick. Man darf an den Fällen auch baden und sich durch das herabstürzende Wasser massieren lassen, aber bei 17° Wassertemperatur traut sich heute keiner rein. Wir lassen dieses Naturereignis in Ruhe auf uns wirken und trinken anschließend noch in der Sonne einen Kaffee. Ein kurzer Bummel durch die Fußgängerzone von Kuldiga rundet diesen Ausflug ab.
Von Kuldiga geht die Fahrt wieder zurück an die Küste nach Ventpils. An der Straße sind immer wieder Störche und Storchennester zu sehen. Wir halten zweimal an und ich kann fotografieren. Die Jungvögle sind fast so weit, dass sie das Nest verlassen können. Es werden bereits eifrig Flugübungen am Nest veranstaltet. Was für ein schöner Anblick. Auch die vielen Wiesen und Straßenränder voller Blumen und blühender Kräuter sind ein Augenschmaus. Wie trist und monoton sieht es da bei uns aus. Die Straßen allerdings sind von bis. Viele werden gerade saniert und wir haben viele Baustellen und top neue Straßen
befahren, dann ist es aber auch eine einzige Schlaglochpiste, die unser Womo ordentlich durchrüttelt. Wenn wir die Schapps später öffnen, müssen wir aufpassen, das nichts rausfällt.
In Ventpils finden wir einen supergepflegten, größeren Campingplatz. Wir trinken noch draußen einen Kaffee, dann zieht es hier wieder zu und beginnt zu regnen. Zum Glück bleibt es bei einem kurzen Schauer. Aber es kühlt wieder ab. Wir ziehen noch mit den Rädern los und erkunden die Stadt, brauchen nun aber lange Hose und Jacke und Pulli. Ventpils selber ist bis jetzt die schönste Stadt unserer Reise. Sie hat ganz viele Grünanlagen und sehr nette Häuser. Selbst die Plattenbauten sind gepflegt und ordentlich. Wir radeln zunächst zur Hafeneinfahrt und haben einen Blick auf den Strand. Vorher kommen wir durch einen Park mit ganz vielen alten Anker, die hier als Kunstwerke ausgestellt sind. Durchaus sehr nett gemacht. Auch ein andere Park ist sehr schön angelegt und hübsch geschmückt. Und wieder tolle Kinderspielplätze und Bereiche zum sportlichen Betätigen für Jung und Alt. Am Hafen dann ein zweigeteiltes Bild. Das eine Ufer reine Industrieanlage, vor allem Kohle und Öl wird hier umgeschlagen. Das andere Ufer beherbergt dann die alte Burg Ventpils (Burg an der Venta) und die Altstadt. Auch hier sind schon einige Häuser liebevoll
restauriert, aber es gibt auch noch eine Menge zu tun. Wir radeln nach unserem Rundkurs wieder Richtung Campingplatz, finden aber kurz vorher noch ein nettes Restaurant, wo wir draußen zu Abend essen können. In der Sonne, die manchmal wieder durchkommt, ist es gut auszuhalten, ist sie aber weg, ist es schlagartig kalt. Aber in Jacke ist es auszuhalten. Das Essen ist super lecker und sehr reichhaltig. Wir teilen uns ein Soljanka, haben jeder ein großes Schnitzel mit Käse überbacken, eine Erdbeercreme zum Nachtisch und dazu ein Radler 0,5l und bezahlen 25,80 €. Wie geht das? Gut gesättigt kommen wir um 20.30 Uhr wieder am Womo an. Jetzt lassen wird den Abend ruhig ausklingen und schreiben noch Tagebuch und sichten die Fotoausbeute.