Mount St. Helen (166 mi)

Die Nacht war für Toddy recht erholsam. Seine Erkältung ist nicht schlimmer aber auch nicht wirklich besser. Er hat knapp38°C Fieber. Da werde dann ich heute mal fahren. Zum Glück liegt keine Mammutetappe vor uns. Allerdings geht die Fahrt stundenlang durch den Wald und die Straße ist mehr als schlecht. Solche Absenkungen, Bodenwellen und Einbrüche hatten wir noch nicht. Da muss man höllisch aufpassen. Aber dazu gleich mehr. Wir frühstücken wieder gut und packen dann unser Auto. Inzwischen ist dasRoutine. Jeder weiß genau, was wo hingehört und so starten wir gegen 9.00 Uhr. Erst einmal tanken und Öl kontrollieren, denn die Fahrt heute führt in eine einsame Gegend. Zunächst fahren wir noch ein Stück am Columbia River, überqueren ihn dann und nach einer Weile geht es dann vom Fluss weg. Kurz bevor das riesige Waldgebiet beginnt, sehen wir am Straßenrand eine große Herde Hirsche. Sie lassen sich trotz unseres Stopps kaum stören und wir können sie in Ruhe fotografieren. Dann beginnt der Wald und wir fahren Meile um Meile, Stunde um Stunde ohne dass uns ein Auto begegnet oder überholt. Man sieht keine Sonne, so dicht stehen dieTannen. Die Straße ist schlecht und es geht bergauf und bergab und das alles in Kurven. Aber das Fahren macht auch Spaß und außerdem haben wir wieder ein nettes Hörbuch laufen. Nach knapp 3 Stunden haben wir dann Windy Ridge erreicht. Dies ist ein Viewpoint zum Mount St. Helen. Leider hüllt sich die Bergspitze beharrlich in Wolken. Trotzdem klettere ich 650 Stufen zu einem Aussichtspunkt hoch, von wo aus man in die weggesprengte Caldera gucken kann – wenn denn die Wolken nicht wären. Ich warte zwar eine ganze Weile auf dem Gipfel, aber leider zieht es nicht frei. Aber der Blick auf den Spirit Lake mit seinen tausenden Baumleichen vom Vulkanausbruch 1980 ist grandios. Die eine ganze Bucht ist voll von weißen Baumstämmen und auch an alle Uferbereiche ist das weiße Holz angeschwemmt. Wir hatten schon an zwei Viewpoints vorher angehalten und uns dieses traurige aber auch besondere Bild angesehen. Auch die vielen kahlen Hänge oder die Hänge, wo die großenTannen durch die Druckwelle abgeknickt sind und nun wie abgebrocheneStreichhölzer in den Himmel ragen, sind bedrückend. Aber es wächst nun nach fast 35 Jahren auch vieles wieder neu und die ersten Tannen sind wieder da. Und die niederen Pflanzen und Blumen zaubern ein buntes Bild, eben nur ganz anders als im übrigen Gebiet. Aber ein bißchen Angst fährt auch mit. Schließlich ist der Mount. St. Helen damals ohne Vorwarnung ausgebrochen. Nach einer gutenStunde auf dem Windy Ridge Viewpoint fahren wir wieder aus dem Gebiet heraus. Noch einmal fahre ich eine gute Stunde durch den Wald, ehe sich wieder menschliche Siedlungen zeigen. Umso erstaunlicher, dass am Aussichtspunkt am St.Helen tatsächlich so 10 Familien waren und es auch ein Kommen und Gehen gab. Aber im Wald war man irgendwie ganz alleine unterwegs. Unser heutiges Quartier in Packwood ist nett und wir treffen schon gegen 15.30 Uhr ein. So kann Toddy sich erst einmal hinlegen und ausruhen. Jetzt haben wir in einer typischen Kneipe einen Burger gegessenund lassen den Abend ruhig ausklingen. Während ich dies schreibe, geht vorunserem Fenster übrigens ein riesiger Hirsch mit einem mächtigen Geweih vorbei. Die Natur ist ganz nah, das ist echt toll.