3. Tag - Am Pazifik Highway (231 mi)
Ausgeschlafen erwachen wir gegen 6.30 Uhr, ein neuer spannender Reisetag kann kommen. Die Sonne lacht vom tiefblauen Himmel und macht uns Lust auf den Tag. Wir frühstücken im Hotel (Toasties und
Toast), dazu der übliche „Blümchenkaffee“. Kurz nach 8.00 Uhr verlassen wir Aberdeen und fahren den Highway 101 gen Süden. Der Weg führt überwiegend durch Wälder, es ist eine kurvenreiche Strecke ohne besondere Highlights. Wir fahren an großen Brackwasserbereichen vorbei, die durch die gerade herrschende Ebbe sehr schmutzig wirken.
Nach etwa 2 Stunden verlassen wir dann den Bundesstaat Washington und fahren über den Columbia River nach Oregon. Die Brücke ist mindestens 2 Meilen lang und steigt kurz vor dem anderen Ufer steil an, um den Schiffen darunter eine Passage zu ermöglichen. Hier liegt ein Teil der Brücke im Seenebel.
Die nächste Stunde fahren wir weiter durch waldreiche Bereiche und sehen von der Küste nur selten etwas. Dann biegen wir in den Ecola State Park ab. Hier erblicken wir endlich die Pazifikküste im Sonnenschein, der Seenebel liegt vor der Bucht und wabbert nur selten in Richtung Strand. Es weht eine frische Brise, aber es geht noch ohne Jacke. Der Weg in den Park führt wieder durch den „Regenwald“ mit
tollen alten Bäumen, die mit Moos und Flechten behangen sind.
Am zweiten Parkplatz wollen wir eine kurze Wanderung zu einen Viewpoint machen, der die Aussicht auf einen Leuchtturm verspricht. Wir wandern los, aber der Weg führt steil auf einem engen unebenen Trail den Berg hinauf. Nach etwa 15 Minuten beschließt Toddy umzudrehen. Der Schweiß läuft ihm nur so herunter, er ist total überhitzt. Ich will noch zu Viewpoint, den ich glaube bald zu erreichen. Wie
soll ich mich irren. Ich steige fast eine weitere Stunde steil bergauf. Der Weg ist uneben, nass, eng und zu beiden Seiten bewachsen mit Farnen, aber auch den gefährlichen Bärenklau. Und kein Viewpoint auf den Weg. Oben angekommen, muss ich noch ca. 200m den Berg wieder auf der Seeseite hinunter, um den Aussichtspunkt für meinen Leuchtturm zu erreichen.
Und was sehe ich? Nichts!!!
Der Seenebel hält alles unter einer dicken Decke versteckt. Was für ein Ärger. Frustriert steige ich wieder auf den Gipfel und frage nach dem schnellsten Weg nach unten, da ich ahne, dass sich Toddy bereits
Sorgen macht. Ein Wanderer meint, ein anderer Weg runter gehe sehr viel schneller. Ich eile den Berg herunter und schaffe den Abstieg in 22 Minuten (es geht komplett steil bergab - wie bin ich hier bloß
hochgekommen?). Unten bin ich total erledigt. Aber kein Toddy ist zu sehen. Ich suche ihn, rufe und gehe zu Auto, keine Spur. Ich fange an mir Sorgen zu machen, zumal ich auf dem Abstieg sehr besorgniserregende Schreie gehört habe.
Hoffentlich ist ihm auf den Rückweg nichts passiert. Ein Ehepaar, das ich auf dem Rückweg überholt habe, hilft mir und leiht mir das Fernglas, um den Strand abzusuchen. Auch der Ranger wird eingeschaltet, rät aber erst mal abzuwarten. Wir fragen alle Leute, die den Berg herunter kommen, ob sie etwas Ungewöhnliches bemerkt haben, oder ob sie Toddy gesehen haben. Endlich berichtet jemand, ein Mann wäre ihnen entgegen gekommen, er wäre auf den Berg gestiegen.
Oh je, das könnte Toddy sein, der mich sucht. Mein neuer Bekannter Mike schnallt kurzerhand den
Rucksack ab, bespricht sich mit seiner Frau und steigt nach oben, um Toddy zu suchen oder einzuholen. Nach kurzer Zeit kommen sie gemeinsam unten wieder an.
Toddy war in Sorge um mich nach ewigem Warten mir hinterher geklettert, weil er dachte, mir müsse etwas passiert sein, ist dann aber nach 30 Minuten Gott sei Dank umgekehrt. Er hatte an einem Aussichtspunkt kurz nach Beginn des Trails auf mich gewartet und war davon ausgegangen, ich komme den gleichen Weg wieder runter. Da hatten wir uns gründlich missverstanden und nicht genau genug
abgesprochen. Glücklich, dass wir uns gesund wiederhaben, danken wir unseren Helfern, sagen beim Ranger Bescheid und verlassen gegen 15.00Uhr den Park. Leider ist durch diese lange Wanderung keine
Zeit mehr für weitere Strandbesuche. Cannon Beach bleibt unbesucht und nur an zwei tollen Viewpoints haben wir noch kurz gestoppt. Allerdings lohnt es auch nicht mehr. Der Seenebel ist dicht und es
weht ein eisig kalter Wind. Wir haben zugesehen, dass wir zum heutigen Motel in Newport kommen. Gegen 18.15 Uhr sind wir im Rodeway Inn angekommen. Zum Abendessen haben wir im Sizzler Steak genossen und nun geht es an das Tagebuch.
Der Sonnenuntergang am Strand fällt leider dem Nebel zum Opfer. Schade, aber wir sind ja morgen auch noch hier.