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Great Journey mit der Eisenbahn

Lange hatte ich überlegt, ob ich diese recht teure Fahrt wirklich machen sollte. Immerhin 280 NZD kostet der Spaß und das schon mit Angebotspreisen. Aber ich hatte auch so viel Schönes gehört, dass ich dann doch gebucht habe. Ich habe mich am Tag vorher informiert, wo ich parken kann, damit auch ja alles gut passt. Trotzdem bin ich morgens total im Stress, denn der Verkehr war so stark, dass ich statt geplant 10 Minuten 25 Minuten zum Bahnhof brauche. Wirklich auf den letzten Drücker husche ich an den Schalter und bekomme meinen Bordpass. Dann in die Bahn und schon ertönt der Pfiff. Die ersten 45 Minuten sind unspektakulär, denn sie führen durch die Tiefebene, die auch als Kornkammer der Südinsel gilt. Also Felder so weit das Auge reicht. Aber dann fangen die Berge an und es geht Stück für Stück nach oben. Es tauchen Tunnel auf und die Aussicht wird immer schöner. Entlang des Waimakairi River, der bei Christchurch ins Meer mündet,geht es durch Schluchten und Täler. Es sind spektakuläre Ausblicke auf den Fluss, der himmelblau durch die Landschaft fließt. Der Zug hat einen offenen Wagen, wo sich die Masse der Fotobesessenen um die besten Plätze streitet. Leider ist viel Egoismus an Bord. Der einmal ergatterte Platz an der Reling wird nicht mehr hergegeben. Nicht mal so viel Rücksicht wird genommen, dass man aus der zweiten Reihe auch mal eine Chance hätte. Dazu kommt, dass der Zug ja fährt und die wenigen guten Möglichkeiten auf ein Foto eben auch in einem kurzen Moment vorhanden sind. Aber ich habe meine Bilder auf der Rückfahrt bekommen. Ich habe viele Stunden draußen gestanden und auf dem Rückweg waren viele Leute wohl eher müder und nicht mehr so motiviert. Auf dem Arthur Pass hält der Zug kurz an und anschließend fährt man etwa 15 Minuten durch einen Tunnel. Das ist für mich immer Hardcore. Ich habe mich in ein Hörbuch vertieft und habe versucht, alles andere auszublenden. Nach dem Tunnel kommt dann die Abfahrt nach Greymouth. Wieder geht es an einem Fluss, dem Grey River, entlang und die Ausblicke nicht nicht weniger schön. Dazu fährt am Lake Brunner vorbei, den ich auf einer Fahrt an der Westküste nicht besucht habe, da das Wetter so schlecht war. Jetzt kann ich ihn wenigstens noch aus dem Zug sehen. Schön eingebettet in die hohen Berge liegt er da. Nach knapp 5 Stunden erreicht man die Westküste der Insel. Hier ist eine Stunde Aufenthalt und man hat die Möglichkeit zu einem Spaziergang durch die Stadt und am Fluss entlang. Als ich an der Westküste war, bin ich nicht in der Stadt gewesen, da es damals wie aus Kübeln geschüttet hat. Aber heute bei strahlendem Sonnenschein genieße ich die Zeit. Anschließend geht die Tour wieder zurück. Vor dem Tunnel, der nun bergauf gefahren wird, wird eine weitere Lokomotive angekoppelt. Ich habe eigentlich einen Sitzplatz ganz vorne im Zug, möchte aber möglichst dicht am Außenwagen sein, der am Ende des Zuges ist. So verzichte ich zunächst auf einen Platz und  stehe nur draußen. Aber für die Fahrt durch den Tunnel muss ich sitzen. Also finde ich einen freien Platz bei einem netten Ehepaar. Der Zug ist nicht ganz ausgebucht und einige Plätze sind frei.

Nach 11 Stunden sind wir wieder in Christchurch. Ich habe diesen Tag wirklich genossen und kann verstehen, dass viele Menschen das Reisen mit der Bahn so lieben. Die Landschaft fliegt vorbei und man kann ständig etwas neues entdecken. Und mit diesen Außenwagen ist es natürlich noch mal so schön. Man spürt den Wind, man richt das frisch gemähte Gras und man spürt die Sonne auf der Haut. Fast wie beim Motorrad fahren.

Abends sichte ich die vielen Fotos. Das ist immer eine Herausforderung, aus dem fahrenden Zug gute Bilder zu machen. Aber einiges spiegelt  die Landschaft gut wieder.