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Boulders und Pinguine

Was für ein Tag!

Ich lege mich noch mal ins Bett, nachdem ich mich von Helena verabschiedet habe. Plötzlich höre ich sie rufen. Ich gehe raus und  sie erzählt etwas von ihrem und meinem Auto und mir schwant böses. Ich sehe aber nur ihr Auto halb in der Luft hängend am gegenüberliegenden Hang schweben. Wie ist sie da hingekommen? Ein Rad ist mindestens 30 cm vom Boden entfernt. Hinten setzt der Wagen am Hang auf. Sie erzählt, dass mein Auto so dicht an der Auffahrt stand, dass sie nicht genug einschlagen konnte. An meinem Wagen ist zum Glück kein Schaden , aber wie bekommen wir ihre Karre wieder flott? Mein Gewicht auf dem Beifahrersitz reicht nicht. Schieben geht auch nicht. Die Reifen drehen durch. Helena ist aber so hektisch. Sie versucht noch weiter rückwärts zu fahren und verschlimmert es nur noch. Zwischendurch heult sie und läuft hektisch auf und ab. Dann kommt ein Mann mit Hund und gemeinsam mit schieben, wippen auf den Türrahmen und langsam im 2 Gang anfahren, bekommt der Wagen wieder Gripp. Ich habe nur Angst, dass Helena Vollgas gibt und ich von meiner stehenden Position im Türrahmen geschleudert werde. Aber alles geht gut. Kaum steht das Auto auf der Straße, greift Helena in den Fussraum und holt ihre Müslischüssel raus und ißt erst mal einen großen Happen Frühstück. Wenn sie das man nicht auch beim Ausparken gerade gemacht hat. Was für eine Chaotin. Als sie weg ist, bin ich hellwach. Außerdem ist es jetzt eh nach 8 Uhr. Also unter die Dusche , frühstücken, packen und los. Noch ein schöner Morgen/Abend Anruf mit Toddy, so kann mein Tag starten.

Ich fahre zunächst nach Port Chalmers. Hier  schlängelt sich die Straße auch an der Bucht entlang und bei dem schönen Wetter kann ich diese Tour richtig genießen. Es ist kaum Verkehr und die Landschaft ist zum Verlieben schön. Ich sehe auf der gegenüberliegen Seite der Bucht wieder den Seenebel wabern, aber hier ist es sonnig. Am Ende der Bucht liegt mal wieder ein einsamer Seal am Strand. In Port Chalmers ist ein großer Industriehafen für Holz und ein Kreuzfahrtschiff hat hier festgemacht. Vermutlich kann es nicht bis nach Dunedin reinfahren. Ich habe da keine Anlegemöglichkeiten gesehen. Nur große Frachtschiffe waren direkt bei mir an der Unterkunft und wurden beladen.

Ich muss dann aber eine ganz schöne Strecke wieder zurück fahren, um einen Übergang über die Berge zu finden. Der Weg ist wunderschön und bietet noch einmal einen Blick auf die Bucht von Dunedin und auf die Peninsula Otago.

Dann fahre ich direkt nach Moeraki, um mir die Boulders, die großen Steinkugeln, am Strand anzusehen. Die sind nur bei Niedrigwasser zu sehen und zu besteigen. Jetzt sind wir schon fast 3 Stunden nach Ebbe, aber ich habe Glück. Ich kann noch alle Kugeln sehen und es ist schon mystisch, diese großen Murmeln hier herumliegen zu sehen. Nur auf einem Strandabschnitt von etwa 50 Metern kommen sie vor. Und meines Wissen gibt es sie auch an keiner anderen Stelle auf der Welt. Da gerade zwei Busse angekommen sind, ist es für neuseeländische Verhältnisse sehr voll am Strand. Aber so finde ich eben auch nette Menschen, die dann Fotos von mir machen.

Nach diesem schönen Erlebnis fahre ich etwa 12 Kilometer wieder zurück, um an den Shag Point zu kommen. Was für ein Highlight. Es ist eine schroffe einsame Küste mit großen Kelpwäldern im Meer direkt an der Küste. Dazu Felsen und somit der ideale Aufenthaltsort für Seelöwen und Seals. Sie schwimmen durch den Kelp, tauchen nach Muscheln und spielen im Meer. Das Wasser ist so klar, dass man alle Bewegungen auch unter Wasser verfolgen kann. Ich kann mich gar nicht satt sehen.

Auf den Rückweg biege ich zur Trotters Gorge ab. Aber als ich da ankomme, bin ich ganz alleine und eine Wanderung steht an. Ich habe jetzt gar keine Lust auf Wald und Fluss. Ich kehre um. Es waren nur 4 Kilometer bis zu Hauptstraße. 

Dann fahre ich in Richtung Oamaru, meiner heutigen Unterkunft. Ich warte immer auf ein Hinweisschild zu einem Leuchtturm, aber es kommt nichts. Schließlich eine Ausschilderung nach Kakanui. Hieß der Ort mit dem Leuchtturm so? Ich suche und fahre die atemberaubende Küste ab, aber nichts. Also doch mal besser im Reiseführer lesen. Das hätte  ich man schon eher machen sollen, oder eben es mir genau merken. Jetzt sehe ich, dass der Leuchtturm bei Moeraki ist, also 25 Kilometer zurück.  Wieder die Frage: Will ich das?? Aber ich Leuchtturmverrückte überlege nicht lange.Ich will den sehen. Zumal es da auch eine Kolonie von Yellow Eyed Pinguinen geben soll. Also los. Das Navi führt mich diesmal  10 Kilometer an einer tollen Küstenstraße entlang, das hat sich schon alleine für die Ausblicke von dieser Piste aus gelohnt. Da der Rest eine "normale" Straße ist, bin ich schnell wieder in Moeraki. Die letzten 4 Kilometer zum Leuchtturm sind dafür mal wieder schlimmste Gravel Road. Aber der Leuchtturm ist wunderschön anzusehen, vor allem vor dem blauen Himmel. Ich wander dann die Klippen hinunter und wieder hat diese Küste etwas magisches. Auch hier ganz viele Seals und kleine Buchten oder Felsenvorsprünge. Dazu ein angenehmer Wind und kaum Leute. Ich kann mich wieder kaum satt sehen. Von den Pinguinen lässt sich aber keiner blicken. Nur ihre Bruthäuser kann ich auf dem letzten Inselchen, dass man nicht mehr betreten kann und darf, sehen. Auf dem Rückweg sehe ich dann ein Pärchen, die ins Gebüsch fotografieren. Und dann sehe ich sie: zwei Yellow Eyed Pinguine stehen keine 10 Meter von der Absperrung im Gebüsch. Die Zonen, die die Besucher nicht betreten sollen, sind durch Zäume abgegrenzt. Das ist auch zum Schutz vor den steilen Abhängen wichtig. Die beiden Tiere sind total relaxt und lassen sich durch uns Beobachter nicht stören. Sie dösen und pflegen sich gegenseitig die Federn. Es ist zum Verlieben schön. Da habe ich teure Führungen gebucht und hier kann ich die Tiere so nah und fast für mich alleine beobachten. Ich bin total glücklich.

Gegen halb sechs reiße ich mich dann doch los und fahre nun ohne weiteren Stopp zu meiner heutigen Unterkunft. Sie ist sehr nett, sauber und schön eingerichtet und Patricia ist ein ältere Dame, die einem gleich das Gefühl gibt, willkommen zu sehen. Sie hat zwei Zimmer zu vermieten und in dem anderen wohnt auch eine deutsche Frau. Sie ist aber heute Abend auf Pinguinschau, so dass ich noch nicht viel mit ihr gesprochen habe. Vielleicht ergibt sich das morgen beim Frühstück.