Sonnenschein und sommerlich warme Temperaturen laden mich heute ein, den Tag zu genießen. Ich fahre zunächst in die Stadt und besuche die Baldwin Street. Es ist laut Guinness Buch der Rekorde die steilste Straße der Welt mit einer Steigung von 38% im oberen Teil. Ich war schon in San Franzisko in der Lombard Street, die hat nur 27 %. Aber da hier so viele Straßen echt steil sind, verliert man manchmal die Relation. Ich habe jedenfalls das Auto unten geparkt und bin diese 38% zu Fuß hoch. Das ist schon anspruchsvoll, aber gefühlt hatte ich diese Steigung auch schon auf einigen Wanderabschnitten. Hier wird am Gehweg mit Stufen geholfen, sonst ist der Aufstieg echt mühsam. Später in der Innenstadt finde ich noch eine sehr steile Straße, die ich auch hinaufkraxel. Obwohl nur ca 200 Meter lang, ist man oben am Schnaufen. In der Innenstadt wandere ich einmal um das sogenannte Octagon, einen achteckigen Platz herum. Hier liegen viele interessante Gebäude wie Kirchen, die Stadtverwaltung oder das Gericht. Alle diese historischen Gebäude, wie auch der Bahnhof sind Steingebäude, was hier sonst nicht so viel vorkommt. Sie sind wunderschön gestaltet und echt nett anzusehen. Im Bahnhof ist der Fußboden aus kleinen Steinen zu einem Mosaik gelegt. Auch in den zwei Kirchen, die ich besucht habe, sind schöne Glasfenster. Ich werde hier morgen noch ein wenig mehr erkunden.
Heute steht ab 14 Uhr die Taieri Gorge Railway für mich bereit. Ich habe über Book Me die Fahrt für den halben Preis ergattert und freue mich nun auf 4 Stunden Eisenbahnromantik durch eine beeindruckende Schlucht. So eine Fahrt haben wir bereits einmal in Amerika gemacht und das war sehr schön. Hier ist es auch sehr entspannend und interessant. Mein Sitzplatz in dem historischen Wagon wird nur am Anfang und gegen Ende der Reise von mir benötigt. Die meiste Zeit stehe ich auf der Aussenplattform, lasse mir den Wind um die Nase wehen und genieße die Aussicht auf die Schlucht ohne Hindernisse. Natürlich wollen andere hier auch stehen und so gibt es an fotografischen Highlights ein Gerangel um die besten Fotoplätze, aber wir kommen alle zu unseren Bildern. Und auf der Rückfahrt bin ich dann über weiter Strecken hier allein und kann in Ruhe meine Bilder machen. Das ist aber gar nicht so einfach, denn der Zug fährt doch mit einem gewissen Tempo (ich schätze so 50 Km/h) und es ruckelt gewaltig. Dazu ein ziemlicher Krach durch die Schienenstränge, über die man rumpelt und das Quitschen der Bremsen. In den 9 Tunneln ist es stockfinster, der Qualm der Lok steigt einem in die Nase und die Felswände sind so dicht, ich könnte sie berühren. Und der längste Tunnel ist 500 Meter lang, da braucht es schon seine Zeit hindurch. Auch viele altertümliche Brücken werden überfahren. Zum Teil gelingen hier schöne Bilder. Der Fluss liegt tief unter einem, was aber Bilder leider nicht wiedergeben können. Zum Teil ist die Schlucht mehrere Hundert Meter tief. Meist ist es unberührte Natur, aber wir kommen auch an einigen einsamen Häusern und einem Gebiet mit intensiver Forstnutzung vorbei. Dieser Kahlschlag ist immer wieder schrecklich anzusehen. Zwar wird sofort wieder aufgeforstet, aber eben Nutzwald. Alles schön in Reih und Glied und natürlich reine Monokultur. Zweimal stoppt der Zug für einen Fotostopp, aber hier finde ich die Auswahl der Haltepunkte sehr fraglich. Für mich gab es da nichts zu fotografieren. Ich bleibe im Zug und trinke gemütlich meinen Kaffee. Gegen 19.30 Uhr laufen wir wieder im Bahnhof von Dunedin ein. Ich mache auf zu meiner Unterkunft, die ja auch sehr steil den Berg hinauf liegt. Heute genieße ich mein Abendbrot auf der Terrasse und lasse den Tag gemütlich draußen ausklingen. Hier sind keine Sandfly - hurra!