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Von Albatrossen und Pinguinen

Die Nacht war heute sehr unruhig. Ich habe das Handy an, um den Wecker morgens zu hören. Ich muss früh raus, denn um 9.30 Uhr ist meine erste Pinguinführung. Aber bis zu dem Ort ist es mindestens 1 Stunde Fahrzeit. Ein bisschen Sicherheit und die hier üblich Viertelstunde, die man früher da sein möge, treiben mich um 6. 30 Uhr aus dem Bett. Ich dusche und frühstücke und telefoniere per Whats App mit Markus, der gerade bei Papi im Krankenhaus ist. So kann ich ihn sehen und er kann meine Stimme hören. Erst scheint ihn das zu verwirren, aber es ist nicht zu übersehen, dass er sich freut. Aber immer wieder guckt er fragend Markus an. Diese Technik kennt er nicht und ist wohl zusätzlich zu seinem Zustand verwirrt, wieso ich plötzlich mit ihm spreche und er mich auch noch sehen kann. Ich bin so froh, dass ich ihn einigermaßen stabil erlebe. Er wurde heute auf die Normalstation verlegt. Viele Funktionen sind gestört,  vor allem auch das Sprechen, aber er kann gestützt sitzen und hat auch gegessen. Mehr kann man im Moment wohl noch nicht erwarten. Hoffentlich kommt in den nächsten Tagen einiges wieder. Zumindest hat Toddy erst mal einen Platz in Segeberg für eine Reha geblockt. 

Ich fahre um 8 Uhr hier los und bin bereits um Viertel vor Neun an meinen Treffpunkt für die Führung. Ich bin das erste Auto auf dem großen Parkplatz und irgendwie kommt mir das komisch vor. Das Albatroszentrum öffnet erst um 10.15 Uhr und die Pinguinführungen sind für abends angegeben. Mir schwant böse. Ich lese noch einmal meine Buchung und sehe meine Irrtum . Die Führung ist heute aber um 9.30 pm, also am Abend. Na toll. Meine Führung zur Albatroskolonie ist um 12.30 Uhr geplant. Da hänge ich ja den ganzen Tag rum und warte. Das ist doof. ich gehe erst mal zur Aussichtsplattform, genieße die Stille und das Alleinsein und beobachte die Vögel. Die Möwen greifen mich lautstark an, da ihre Nester dicht am Weg liegen. Aber nach kurzer Zeit beruhigen sie sich. Dann sehe ich im morgentlichen Himmel Albatrosse fliegen. Sie gleiten durch die Lüfte und spielen mit dem Wind. Was für ein majestätischer Anblick. Ich  bin hin und weg und fühle mich ganz klein. Ganz alleine mit diesen majestätischen Vögeln. Wow. Im Lauf der nächsten halben Stunde kommen dann die ersten anderen Gäste und der Zauber verfliegt etwas.

Um 10 15 Uhr öffnet das Zentrum und ich habe großes Glück, denn ich kann meine Führung zu der Brutkolonie der Albatrosse vorverlegen. Darauf hatte ich gehofft. Dann lohnt sich später der Weg zurück zur Unterkunft, ich kann ein kleines Mittagsbreak machen und gegen 16.00 Uhr wieder losfahren. Um 17.15 Uhr habe ich auch noch eine Führung bei den Yellow Eyed Pinguinen. Dann werde ich ein wenig an den Strand gehen, vielleicht baden und etwas essen und kann dann um 21.30 Uhr zur Dämmerung bei der Führung zu den Blue Pinguinen sein. So schreibe ich heute über Mittag mein Tagesbuch von gestern und fange schon mal mit dem von heute an. So kann ich aus dem Tag das Beste machen.

Der Besuch der Brutkolonie der Albatrosse war nicht so spannend wie ich mir das vorgestellt hatte. In weiter Entfernung sitzen 4 Albatrosse und brüten. Dabei bewegen sie sich in der Regel nicht. Und Junge sind auch noch nicht zu sehen. Sie werden erst Anfang Februar schlüpfen. Wie schade.  Und andere Albatrosse sind von hier gar nicht zu sehen. Auch das Landen und Starten der Vögel hätte ich so gerne gesehen, aber leider gar nichts. So haben wir mit dem Preis für die Führung zwar die wichtige Arbeit des Zentrums unterstützt, aber nicht wirklich etwas dafür bekommen. Da habe ich Glück, dass mir heute morgen schon schöne Bilder von fliegenden Tieren gelungen sind. Und vielleicht habe ich heute Abend ja auch noch Glück.

Die Führung bei den Yellow Eyed Pinguinen verläuft leider ähnlich. Wir sehen auf der Tour, die über zwei Stunden  geht, nur 3 Tiere in weiter Ferne. Hier haben wir aber Glück und können Blue Pinguine in ihren Nisthöhlen sehen und am Strand liegen die Seals. Auch die gesamte Anlage auf dem privaten Gelände einer Schaffarm ist super gemacht. Die Besucher werden durch versteckte Gänge dicht an die Pinguine gebracht ohne diese zu stören. Wir waren wohl nur viel zu früh. Normalerweise kommen die Tiere erst in der Dämmerung an den Strand. Das Unternehmen des Tierschützer kümmert sich inzwischen auch um kranke und verletzte Tiere oder um Waisen. Die Zahl der Pinguine dieser Art liegt hier in Neuseeland nur noch bei 1800 Tieren. Es  ist die bedrohteste Art. DIe Leute geben sich alle Mühe, diese Art zu erhalten, aber auch hier sind die eingeschleppten Tiere wie Possum eine so große Gefahr.  Und im Meer lauer natürlich auch täglich Gefahren. In der Krankenstation können wir 6 Tiere etwas dichter sehen und einige Fotos schießen. So kommt man doch noch auf seine Kosten. 

Meine letzte Führung für heute beginnt um 21.30 Uhr . Draußen wird es inzwischen dunkel und an der Spitze der Peninsula Otago , wo das Visitorcenter der Albatrosse  und Pinguine ist, treffen viele Menschen ein. Diese Führung ist ein voller Erfolg, wenngleich fotografieren bei fast völliger Dunkelheit eine echte Herausforderung ist. Unterhalb der Vogelfelsen liegt ein kleiner Strand, an dem sich am Tag die Seelöwen ausgeruht haben. Nun kommen die kleinen, blauen Pinguine in kleinen Gruppen angeschwommen und wandern dann am Strand entlang. Man kann sie schon im Meer entdecken, da die Gruppen dicht unter der Oberfläche schwimmen und das kann man von Land aus sehen. Sie haben eine feste Tour, wo sie in den Hang hinaufsteigen. Genau hier ist die Aussichtsplattform. Die Kleinen kommen angewatschelt und suchen sich sich  dann im Hang eine Mulde oder eine Höhle, wo sie die Nacht verbringen. Im Lauf der Zeit kommen immer wieder Gruppen und so kommt jeder Besucher auf seine Kosten und kann die Tiere in Ruhe beobachten. Nach eineinhalb Stunden habe ich dann genug. Ich bin voller glücklicher Eindrücke und positiver Erlebnisse. Ich muss jetzt aber noch eine gute dreiviertel Stunde zurückfahren. Und diese Straße hat es mal wieder in sich. Sie ist direkt an der Küste ( Straße -- Wasser 2 Meter im Maximum)und windet sich um die Berge. Zwar muss man nicht groß rauf und runter, aber die Kurven sind in der Dunkelheit echt anspruchsvoll. Zumal die Straße nicht sehr breit ist. Ich will ja nicht im Meer landen. Aber alles geht gut und gegen Mitternacht liege ich völlig platt in meinem Bett. Ein eindrucksvoller Tag geht zu Ende.