Die letzten zwei Tage sind wie im Flug vergangen. Eines der Highlight dieser Reise liegt nun hinter mir und ich bin voller Bilder und Eindrücke, die sich in Fotos eigentlich nicht ausdrücken lassen.
Der Abreisetag begann mit dem Packen im Backpacker "Bob and Maxime" (sehr zu empfehlen). Die beiden hatten mir erlaubt, dass Auto dort zu lassen und auch meine Lebensmittel durften im Kühlschrank bleiben. So konnte ich mich vom Reiseunternehmen Real Journey direkt an der Unterkunft abholen lassen. Das passiert nach meinen Erfahrungen äußerst zuverlässig und pünktlich. Beim Visitorcenter des Unternehmens werden dann alle Gäste gesammelt und es geht auf die 120 Kilometer lange Strecke zum Milford Sound. Während in Te Anau das Wetter sehr angenehm und sonnig ist, bewölkt es sich immer mehr, je höher die Berge werden und je dichter wir dem Sound kommen. Wir müssen über den Pass, auf dem es oben dann einen 1,3 Kilometer langen Tunnel gibt. Vorher machen wir mehrere kurze Stopps, zum einen an den Mirrow Lakes. Das Wasser ist so klar, dass die im Wasser liegenden Baumstämme super klar zu sehen sind. Schon sehr beeindruckend.
Dann haben wir zwei Haltepunkte, an denen es Keas geben soll, aber da haben wir heute kein Glück. Kein Vogel lässt sich blicken, wie schade. Auf der Rückfahrt sehe ich dann an den Punkten die lustigen Papageien, aber diesmal ist kein Stopp eingeplant.
Der Tunnel ist nicht sehr einladend, hält aber schon seit über 70 Jahren, da wird er sicher nicht genau dann einstürzen, wenn ich dadurch fahre. Die Strecke ist übrigens stark befahren, was man ja sonst hier auf den Straßen eher selten hat. Aber es ist eben einer der Neuseeland-Höhepunkte und alle wollen dort hin. An einem Parkplatz mit großer WC Anlage stehen wir ungelogen mit 6 Bussen nebeneinander.
Auch an der Schiffsanlegestelle sieht es eher aus wie am Hamburger Hafen. Eine große Ankunftshalle mit den verschiedenen Reiseanbietern und davor die ganzen Ausflugsschiffe.
Ich bekomme am Schalter meine Kabine zugewiesen und dann geht es aufs Schiff. Alles ist präzise durchgetaktet, so dass das Schiff schon kurz nach der Ankunft des Busses ablegt. Das ist auch das, was mich an dieser Tour sehr stört. Es ist wenig Zeit für Entspannung. Gleich an der Ankunft die Sicherheitsinstruktionen, dann ein kleiner Snack. Anschließend sofort weiter zum Wandern oder einer Fahrt mit dem Tenderboot. Während des Essen fährt das Schiff in einen Seitenarm des Fjord, was wir aber gar nicht beobachten können, da wir ja essen. Anschließend kann man schwimmen, für die die sich denn in das recht kalte Wasser stürzen möchten. Ich schätze es auf 17 °. Und einige springen tatsächlich vom oberen Deck gute 5 Meter in die Tiefe. Ich verzichte dankend. Dann ist ja noch mehr nass. Wir sind nämlich die ganze Zeit bei Regen im Tenderboot unterwegs gewesen. Aber ohne Regen sieht man eben auch keine Wasserfälle. Das Wasser, das auf die Berge regnet, ist in der Regel nach 8 Stunden wieder im Meer. Nach dem Abendbrot werden Spiele hingestellt und fast alle Mitreisenden spielen auch. Ich lese, denn es sind keine weiteren Deutschen an Bord. und für Scrabble auf Englisch bin ich nicht scharf. Nur eine sehr nette Schweizerin treffe ich und wir unterhalten uns beim Essen. Gegen halb zehn verschwinden alle in die Koje.
Das ist ein Phänomen hier in Neuseeland. Fast alle Menschen gehen sehr früh schlafen. Um 10 Uhr ist in der Regel in den Häusern alles ruhig. Wer nun denkt, na dann ist morgen alles früh in Gange, irrt. Wer nicht aufstehen muss, schläft auch gerne bis acht.
Ich bin hier am Milford Sound tatsächlich komplett von der Außenwelt weg. Kein Internet, kein Handyempfang. Also auch keine Angst, dass nachts sich das Handy mit schlechten Nachrichten meldet. Von der Familie höre ich erst am nächsten Tag im Backpacker wieder. Aber diesmal sind es Neuigkeiten, die einen kleinen Funken Hoffnung bringen. Toddy war beim Vater und der hat versucht zu sprechen. Zwar war er noch nicht zu verstehen, aber das Sprachzentrum konnte er wohl ansteuern. Und der rechte Fuß hat auch auf Reize reagiert. Ganz kleine Funktionen sind wieder da und machen Hoffnung, dass im Laufe der nächsten Tag noch mehr wiederkommt. Darauf hoffe ich. Eine Frühreha in Segeberg wird wohl auch schon geplant. Ich komme hier auch erst mal nicht weg. Thorsten hat mal die Flüge gecheckt. Wenn ich umbuche, kommen ziemliche Mehrkosten auf mich zu. Also bleibe ich erst einmal und hoffe, dass Markus, Sandra und Thorsten alles alleine hinbekommen. Das klappt bestimmt. Danke an euch für euren Einsatz :)Und wenn der Vater sich etwas stabilisiert, kann ich hier auch wieder etwas mehr genießen.
So wie die Fahrt durch den Milford Sound am nächsten Morgen. Der Sound ist nur 14 Kilometer lang. Das Schiff ist während des Frühstücks schon bis zur Tasman Sea gefahren und dann konnten wir die Rückfahrt in vollen Zügen genießen. Durch den Regen in der Nacht und auch noch während der Fahrt am Morgen fließt das Wasser überall von den steilen hohen Bergen. Es zerreißt in Schleier und teilt sich in kleinere Fälle auf, die dann wieder zusammenfließen. Das Schiff fährt so dicht an die Fälle heran, dass uns nicht nur der Regen durchnässt sondern auch noch das Spritzwasser der Fälle. Meine Haare und Jacke triefen und die Kamera muss ich immer wieder mit einen geborgten Küchenhandtuch trocken legen. Aber Regen und Nässe stören nicht mehr. Immer wieder steht man staunend vor dieser großartigen Naturkulisse. Das wissen inzwischen auch die großen Kreuzfahrtschiffe, die hier in den Sound fahren. Mit seiner Tiefe von bis zu 400 Metern ist das kein Problem. Die großen Schiffe sehen vor den hohen steilen Bergen wie Spielzeug aus. Aber man sieht eben auch, was sie an Abgasen in diese saubere klare Luft rotzen. Wir erleben auch ein kleineres Schiff, aber es können im Sommer bis zu drei große Riesen pro Tag in diesem Paradies sein.
Unsere Tour geht viel zu schnell vorbei. Um kurz nach neun sind wir wieder am Anleger und der Bus für den Rücktransport steht schon bereit. Es wird noch ein Halt verbunden mit einer kurzen Wanderung angeboten, aber es schüttet derartig, dass ich im Bus bleibe. Ich mag nicht mehr in die total nasse Jacke steigen: genug Regen, genug Wasserfälle. Aus den Fenster kann man jetzt bei der Fahrt über den Pass auch noch überall die fließenden Wassermassen sehen, die gestern nicht da waren.
Als wir wieder in Te Anau sind, scheint die Sonne. Ich werde zurück zum Backpacker gebracht, lade meine Lebensmittel ein und starte meine Tour nach Ivergargill, den südlichsten Punkt Neuseelands ( wenn man Stewart Island ausnimmt) und damit meiner Reise. Die Fahrt ist zum Teil unspektakulär und es regnet. dann komme ich aber wieder an die Küste und hier lacht die Sonne . Ich gehe an einen Strand und lasse die Füße wieder mal vom Meer umspülen. Da ich aber recht kaputt bin und mich Kopfschmerzen plagen, fahre ich direkt zu meiner neuen Unterkunft. Den Schlüssel finde ich im Briefkasten. Da ich zunächst alleine bin, kann ich in Ruhe ankomme, alle Sachen zum Trockenen aufhängen und die Tasche vom Schiff auspacken. Alles sehr entspannt. Ich bin satt von so vielen Eindrücken. Nach dem Kochen ist auch der Bauch satt und ich kann mich gemütlich an das Tagebuch und den Blog machen. Dabei habe ich heute sehr nette Gesellschaft. Mason, ein schwarzer Labradormischling liegt zu meinen Füßen und lässt sich verwöhnen. Wie herrlich. Zwischendurch spielen wir im Garten und dann geht es weiter am PC. So macht das Arbeiten Spaß.