Ein strahlend blauer Himmel begrüßt mich. Ich freue mich auf meinen heutigen Ausritt und auch der weite Weg über den Berg erscheint bei diesem Wetter als lohnendes Ziel. Und tatsächlich ist die Fahrt ein Augenschmaus. Die klare Luft ermöglicht eine wunderbare Weitsicht, wie ich sie selten vorher gesehen habe. Nur einzelne kleine Wolkenstreifen hängen am Bergrücken. Es ist noch wenig Verkehr und so kann ich mir ab und zu einen Fotostopp erlauben.
Am Stall angekommen, sind die Pferde alle schon gesattelt. Sieben Frauen gehen heute mit Ash, der Reitlehrerin, raus. Mein Apalossa heißt Nevada und ist sehr lieb. Ich fühle mich auf seinem Rücken und im Westernsattel gleich sehr wohl. Der Ritt führt in Serpentinen die Berge hinauf. Und wir haben ganz viel Möglichkeit zu galoppieren. Die erste Reiterin ist wohl noch nicht so weit, sie wird immer voraus geschickt und wir anderen preschen dann hinterher. Das macht Spaß. Ich freue mich auch, dass ich mein Handy mithabe. Wir haben eine kleine Tasche am Sattel und so kann Ash oben am Plateau Bilder machen. Auch unterwegs habe ich die Möglichkeit das Handy rauszuholen und die Landschaft und die Gruppe zu knipsen. Der Rückweg bergab ist dann gemächlich. Wir halten zweimal in einem Fluss und lassen die Pferde trinken und sich die Füße kühlen.
Nach zwei Stunden kommen wir wohlbehalten und glücklich wieder am Stall an. Da ein erfrischender Wind ging, waren auch die Sandflys heute noch nicht zu sehen. Das kann so bleiben.
Nur eine Sorgeplagt mich seit gestern. An meinem Zeigefinger hat sich eine Stelle entzündet und tut ziemlich weh. Ich hatte gedacht, dass wäre auch ein Biss, aber es scheint etwas anderes zu sein. Vielleicht habe ich irgendwo einen kleinen Dorn rein bekommen. Jedenfalls ist es dick entzündet und ich darf gar nicht dagegen kommen. Hoffentlich muss ich nicht noch zum Arzt.
Ich bin froh wieder in die Shorts zu schlüpfen. Jeans sind hier zurzeit wirklich nicht angesagt. Dann fahre ich wieder über die Berge und machen einen Stopp in Arrowtown, die etwa 10 Kilometer vor Queenstown liegt. Hier hat man das Gefühl, die Zeit ist stehen geblieben. Die Hauptstraße besteht noch fast ausschließlich aus den alten Gebäuden um die Jahrhundertwende. Es ist urgemütlich und besinnlich. Die Geschäfte laden zum Stöbern ein und in einem netten Cafe trinke ich einen Flat White (Milchkaffee) und esse ein Stück Kuchen. In der Apotheke zeige ich meinen Finger, in der Hoffnung eine wirksame Salbe zu bekommen. Doch der Apotheker verweist mich an das Medical Center, ich sollte das besser einem Arzt zeigen. Na toll.
Ich fahre erst mal weiter und will mir die Bunjy-Jjumper ansehen. Auch der Ort liegt gar nicht weit entfernt vor den Toren der Stadt. Eine wunderschöne alte Brücke über eine Flussgorge ist der Eventplatz. Es ist eine wunderbare Lokation mit einem türkisblauen Fluss in der Gorge und heute bei Sonnenschein ein echter Anziehungspunkt. Ein Verrückter nach dem anderen springt hier von der Plattform. Manche sind so geübt, dass sie das Wasser berühren und sogar leicht eintauchen. Doch dazu muss man wohl sehr kraftvoll nach vorne weg abspringen und den Fall so beschleunigen. Die Meisten springen eher zarghaft oder lassen sich einfach fallen. Und fast alle sehen nicht sehr glücklich aus, wenn sie da auf der Rampe stehen. Eine zweite Attraktion ist ein Art Seilbahn, an der man talabwärts saust. Wenn man möchte bäuchlings mit dem Kopf voraus hängend. Auch bestimmt eine nette Erfahrung, aber lange nicht so angesagt wie der Bunjysprung. Nach einer Weile habe ich genug von den Wagemutigen. Ich fahre zu meiner Unterkunft, die ich verlassen vorfinde. Ich stelle eine Maschine Wäsche an und kann sie nach 45 Minuten aufhängen. Immerhin soll diesmal die Waschtemperatur warm (30°) gewesen sein. Ich frage mich, wie die hier Flecken rausbekommen. Kochwäsche gibt es gar nicht. Hot,habe ich gehört, bedeutet 40 ° und ist die höchst mögliche Einstellung.
Ich genieße ein bisschen die Gartenstühle im Schatten und lasse mich ein wenig gehen, während ich darauf warte, die Wäsche in den Garten zu hängen. Das wird bei dem Wind heute bestimmt noch bis zum Abend trocken.
Gegen 17.30 Uhr breche ich dann wieder auf und fahre direkt in die Stadt Queenstown. Hier will ich mit der Seilbahn auf den Bob´s Peak, eine kleine Erhöhung (849 Meter) direkt an der Stadt. Von hier aus habe ich einen fantastischen Blick über die Stadt und den Lake Wakatipu mit seinen verschiedenen Armen. Oben auf dem Berg gibt es noch eine Funattraktion: the Luge. Es ist eine Art Sitzroller mit dem man den Berg ein Stück herunterrast. Vielleicht ein bisschen mit einer Sommerrodelbahn zu vergleichen. Leider habe ich mit das Vergnügen nicht gegönnt. Die Fahrt mit der Gondola war schon teuer genug, so dass ich auf den Aufpreis für die Luge verzichtet habe. Aber ich habe mich mächtig geärgert. Es sah nach ganz viel Spaß und Vergnügen aus. Trotzdem genieße ich fast 2 Stunden die tolle Atmosphäre hier oben und die Aussieht auf den See und die umliegenden Berge.
Ich gehe noch in das Medical Center, dass direkt an der Bahn liegt, aber da ist eine lange Schlange. Ich werde es heute Abend mal versuchen, die Eiterbeule mit einer Nadel aufzustechen und hoffe, dass der Eiter dann ablaufen kann. Vielleicht kann ich auch etwas herausholen. Es sieht aus, als wäre ein kleiner schwarzer Punkt zu sehen. Das gestaltet sich, wie ich später merke, sehr schwierig und tierisch weh. Hoffentlich hilft es wenigstens. Pflaster und Bepanthen helfen nur bedingt.
Gegen halb neun bin ich wieder in der Unterkunft, die immer noch verweist ist. Aber zwei weitere Gäste werden gerade vom Taxi gebracht. Nach dann mal herein. Wir kommen ins Gespräch und die beiden jungen Australier wollen unbedingt noch etwas einkaufen. Also biete ich mich an und wir fahren zum Countdown. An Kochen ist danach nicht mehr zu denken und so habe ich mir im Supermarkt eine TK Pizza mitgenommen. Als wir in der Unterkunft ankommen, ist Stacey samt einer Freundin auch angekommen. Das wir ja morgen früh lustig. 6 Leute und ein Bad inklusive dem Klo. Während ich auf die Pizza warte, kann ich noch einen schönen Sonnenuntergang vom Haus aus fotografieren. Manche Abende geht die Sonne echt super schön unter und taucht den Himmel in ein Farbenmeer.
Nach dem Essen verschwinde ich ins Zimmer und sichere da wenigstens noch die Bilder. Es ist heute weit nach Mitternacht als ich endlich schlafe.