Der Morgen verläuft ruhig und ich lasse es langsam angehen. Nach einem guten Frühstück sichere ich die Fotos und sichte die Flut der Bilder. Dann schreibe ich den Bericht und stelle alles Online. Die Zeit vergeht und als ich fertig bin, ist es nach 12 Uhr. Um 13.30 Uhr habe ich eine Tour zum Fox Glacier gebucht. Eigentlich weiß ich gar nicht, was mich erwartet, denn es gab keine Beschreibung der Tour. So habe ich auch gar nicht auf dem Schirm, dass sie von Franz Josef startet. Erst als ich im Auto sitze und die Adresse eingebe, sehe ich, dass ich heute gar nicht fahren muss. Auch nicht schlecht. Ich gewinne noch eine dreiviertel Stunde und erledige schnell einige Einkäufe für mein Abendbrot. Dabei stelle ich fest, dass das Wetter sich beruhigt. Der Regen verzieht sich und ab und zu sind blaue Lücken. Das sieht ja mal gut aus. Hoffentlich hält es eine Weile und ist auch auf der anderen Seite des Berges so. Um halb zwei startet dann die Tour. Ein junger Führer und vier Gäste, das ist eine überschaubare Gruppe. Eine junge Deutsche ist dabei, mit der im Laufe der Tour sehr nett plaudere und Erfahrungen austausche. Die anderen Gäste sind zwei russische Männer, sehr nett und einer der Beiden ist total fotoversessen.
Die letzten Tage habe ich mich immer wieder gefragt, warum ich die Tour eigentlich gebucht habe. Schließlich ist der Weg zum Aussichtspunkt auf den Gletscher gut ausgeschildert und ein netter Weg, den ich auch ohne Führer gut gekonnt hätte. Und das Fahren macht mir ja auch nichts mehr aus.
Aber diese Tour ist ein richtiger Glücksgriff. Unser Führer ist sehr wissend und informiert uns über seine Heimat. Er spricht so, dass ich ihm gut folgen kann und ist ausgesprochen hilfsbereit. Wir lernen etwas über die Steine, die Pflanzen und die Kontinentaldrift der pazifischen und neuseelandischen Platte und wie es zu den vielen Erdbeben hier kommt. Das Schönste ist aber, dass er eine Lizenz hat, die Touristenwege zu verlassen. So gehen wir ganz dicht am Gletscherbach entlang und machen die reinsten Klettertouren, um dem Gletscher so nahe zu kommen, wie es nur möglich ist. An dem Punkt, wo unsere Tour endet, schießt der Gletscherbach aus dem Gletschertor und das Eis ist nur etwa 50 Meter entfernt. Zwischen uns und dem Eis ist nur der reißende Gletscherbach. Es ist unbeschreiblich eindrucksvoll und fantastisch. Die "normalen Touristen" stehen etliche hundert Meter weiter hinten und viel höher. Guckt mal auf den Bildern, ob ihr sie entdeckt. Die denken bestimmt, was das für Verrückte sind, die dort im Gelände unterwegs sind. Aber unser Führer ist sehr umsichtig, hilfsbereit und weiß, was er tut. Riskant ist es natürlich trotzdem, denn es kann immer zu Steinschlag kommen oder ein Stück vom Gletscher kann abbrechen und den Fluss anschwellen lassen. Vor allem der Russe geht mir manchmal zu viel Risiko für ein Foto ein. Aber ich bin stolz, dass ich bei der Kletterei über Stock und Stein dabei bin und genieße diese Momente. Vom Gletscher und vom Gletscherbach geht eine eisige Kälte aus und ich muss zwischendurch die Jacke anziehen. Aber zum Aufwärmen gibt es unterwegs eine Kaffeepause. Der Führer hat in seinem Rucksack heißes Wasser für Kaffee, Tee oder Kakao und einige Cookies. Einfach nur toll. Viel länger als geplant sind wir unterwegs. Dann macht Sandy sogar noch einen Abstecher zum Lake Matheson, um die beiden Russen dort um den See zu führen. Die junge Deutsche und ich werden nach einer halben Stunde von einem anderen Fahrzeug und Guide aufgesammelt und nach Franz Josef zurück gefahren. Statt wie geplant um 16.30 Uhr /17 Uhr sind wir erst um 19.00 Uhr wieder am Hostel. Und die ganze Zeit war das Wetter richtig nett zu uns, sonnig mit nur einigen Wölckchen, kein Regen: ein Geschenk.
Jetzt habe ich lecker gegessen. Heute gab es mal ein Steak und dazu eine Kartoffel und Salat. Alles richtig lecker geworden. In der großen Gemeinschaftsküche wird überall gebrutzelt und die verschiedensten Gerüche ziehen durch den Raum. Alle haben ihre Lebensmittel in den großen Kühlschränken in Tüten, die mit dem Namen versehen werden. Es ist erstaunlich, wie gut das alles funktioniert und wie man mit einer Kühltasche mit den Grundnahrungsmitteln und einem Einkauf für das Besondere (heute Kartoffel, Salat in der Tüte und Fleisch) gut zurecht kommt. Mir macht das richtig Spaß und so ist es eben auch günstiger als jeden Tag essen zu gehen. Man ist einfach mal wieder auf sich und das Wesentliche konzentriert.