So viel Regen wie heute habe ich selten erlebt. Es schüttet so sehr, dass ich fast eine Stunde warten muss, bevor ich überhaupt in Hokitika mein Auto beladen und dann starten kann. Der Scheibenwischer läuft meist auf voller Stufe und ich fühle mich bei geringer Geschwindigkeit wohler. Das gilt nicht für die Neuseeländer. Aquaplaning scheint ein Fremdwort. An manchen Stellen haben sich am Fahrbahnrand deutliche Überschwemmungen gebildet und an ein Aussteigen ist nicht zu denken. Ich halte zwar einige Mal und schaue raus, aber Aussteigen ist unmöglich. Nur einmal muss ein Klogang sein, der mich trotz Schirm völlig durchweicht.
In Franz Josef gehe ich erst einmal zur I Site. Das Wetter für heute ist mit deutlichen Warnungen vor Überschwemmungen gekennzeichnet und einige Wanderwege sind gesperrt. Aber die Prognosen für die nächsten Tagen zeigen nicht nur das Regensymbol. Das macht Hoffnung.
Ich melde mich in der Jugendherberge an und finde hier ein ganz anderes Publikum als Im Barefoot Backpacker. Sehr viel mehr Leute in meinem Alter und dazu Familien. Natürlich auch viele junge Leute, aber nicht so hippiemäßig. Es ist ein sehr großes Haus und voll ausgebucht. Aber ich habe ein kleines Einzelzimmer und werde hier die Tage gut klarkommen.
Nach einer Stunde relaxen und Kaffee klart es plötzlich draußen auf. Ich beschließe mit dem Wagen mal Richtung Gletscher zu fahren und zu schauen. Bis jetzt habe ich von den Bergen noch nichts gesehen, da sich alles in den Wolken versteckt. Ich packe nur die kleine Lumix ein, die passt in die Tasche der Regenjacke und nehme keinen Rucksack mit. Großer Fehler. Zum einen fehlt mir mein Spray gegen die lästigen Sandflys und zum anderen bleibt es fast die ganze Zeit trocken und ich stehe ohne meine Canon vor einer sensationellen Kulisse. Aber ich bin ja einige Tage hier, ich werde bestimmt noch mal wieder den Wanderweg zum Gletscher gehen. Heute gibt es "nur" Lumixbilder. Der Weg ist durch die abfließenden Wassermassen immer wieder verlegt und der Gletscherstrom rauscht nach den Regenfällen mächtig. Überall fließt Wasser. Das war schon auf der Fahrt hierher so. Es ist, als ob aus allen Poren Wasser kommt. Die Felswände sind meist von Pflanzen, überwiegend Farnen bewachsen und so fährt man durch grüne Wände. Hier an den großen Bergflanken sind überall Wasserfälle, die ins Tal rauschen. Es ist ein beeindruckendes Bild. Und das Schönste ist, dass es bis auf einige kleine Nieselschauer trocken bleibt. Ich bin fast 3 Stunden unterwegs und freue mich, dass ich doch noch eine so lange Wanderung machen konnte.
Abends koche ich dann im Hostel und komme mit einigen Leuten ins Gespräch. So hatte ich es mir vorgestellt. Es macht großen Spaß, diese Reise mit den vielen Abwechselungen zu erleben. Dafür bin ich zutiefst dankbar.
Da ich dachte, ich bekomme heute gar keine Fotos, habe ich noch einen Nachtrag vom Schwein am Strand reingestellt. Die Weihnachtsmannbilder habe ich heute auf der Fahrt aus dem Auto gemacht. Hier können einige wohl nicht genug von Weihnachten bekommen.