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Im Jetboot auf dem Wanganui River zur Bridge of Nowhere

Was machen wir am Heiligen Abend?

Wir haben heute eine Fahrt mit einem Jetboot auf dem Wanganui River geplant. Leider hat es die ganze Nacht geschüttet und morgens hängt der Nebel in den Bergen. Es ist ungemütlich und immer wieder fallen Tropfen aus dem grauen Himmel. Aber was solls. Die Tour ist gebucht - auf gehts. Wir fahren eine abenteuerliche schmale Straße zum Fluss. Etwa 40 Minuten schlängelt sich der Weg durch den Busch. Ganze zwei Autos begegnen uns. Man meint, es kann keine Siedlung mehr kommen, aber dann taucht Pipiriki, ein Miniort am Wanganui auf. Wir sind erstaunt, denn bei dem Veranstalter stehen bereits einige Autos auf dem Hof. Wir starten mit 13 Personen zu unserer Jetboottour. Allerdings schüttet es die erste Viertelstunde wie aus Eimern. Ich bin froh, dass ich die Regenhose angezogen habe. Aber nach einiger Zeit klart es etwas auf und wir können die Fahrt genießen. Etwa eine Stunde später erreichen wir einen kleinen Anleger und ab hier heißt es wandern. Etwa 45 Minuten gehen wir an einem steilen Abhang entlang durch den Busch. Bis auf unseren Weg ist es komplett unberührte Natur, wie es scheint. Aber plötzlich taucht eine Betonbrücke auf und überspannt einen Seitenarm des Flusses. Hier sind nach dem ersten Weltkrieg Menschen angesiedelt worden und sollten das Land urbar machen. Aber es war dafür nicht gemacht. Nach 25 Jahren haben sie alles wieder sich selbst überlassen. Nur die Brücke zeugt noch von der Zeit. Sie hat heute nur einen Trampelpfad zu beiden Seiten. Die Zeiten, als hier Autos den Fluss überquert haben, kann man sich nicht vorstellen. Der Name der Brücke "Bridge of Nowhere" beschreibt ihre Funktion treffend. Nur die Bilder unseres Führers belegen diese Tatsache, dass hier einmal Leben und Verkehr war.  Nach einem netten Picknick und einem geschichtlichen Bericht unseres Jetbootkapitäns geht es wieder zurück zum Anleger. Erstaunlich viele Kanufahrer sind unterwegs und die machen hier ebenfalls eine Pause und wandern zur Brücke. Der Wanganui ist ein Eldorado für Kanuten aus allen Ländern. Er ist relativ einfach zu befahren und hat nur leichte Stromschnellen. Ursprünglich wollten auch wir mit dem Kanu zurück paddeln, aber auf Grund des Datum wurde die Tour heute so nicht angeboten. Wir flitzen also wieder mit dem Jetboot zurück und machen einen netten kurzen Stopp an einem Haus, um zwei Rucksäcke abzugeben. Hier stehen am Ufer der Farmer, seine zwei Hunde und ein zahmes Reh. Reh und Hunde gehen sehr vertraut miteinander um und lecken sich gegenseitig ab. Ein schönes Bild zum Thema Frieden und Verständnis. Wir sammeln noch eine deutsche Familie wieder ein, die wir zum Paddeln auf halber Strecke abgesetzt hatten. 

Nach sechs Stunden sind wir wieder in Pipiriki. Jetzt fahren wir mit dem Auto am Fluss entlang zur Stadt Wanganui. Diese Strecke ist extrem eindrucksvoll, denn die Berge ragen rechts und links steil auf. Zum Teil liegt der Fluss 150 Meter unter einem, dann sind wir nach etlichen Serpentinen wieder auf gleichem Niveau. So geht es über 80 Kilometer bergauf, bergab und wir brauchen für die Strecke knapp 2 Stunden. Dabei können wir froh sein, dass wir hier fahren können, denn die Straße ist nach schweren Erdrutschen erst seit ein paar Tagen wieder frei. Wir mögen gar nicht nachdenken, was hier bei einem Erdbeben passiert. Die porösen Wände ragen oft 50 Meter und mehr im rechten Winkel nach oben und überall liegt abgeplatztes Gestein.

Dann ist es geschafft. Bei strahlendem Sonnenschein begrüßt uns Wanganui an unserem Heiligen Abend. Wir haben eine ausgesprochen tolle Unterkunft mit einer kleinen Küche. Unser Festessen besteht aus Nudeln, Tomatensause und Rührei, das wir draußen in der Sonne einnehmen. Dann gehen wir für einen spektakulären Sonnenuntergang an den Strand (100m entfernt). Die Tasmansee läuft mit langen gleichmäßigen Wellen an das Ufer und wir baden an Weihnachten unsere Füsse im Meer. Schon ein komisches Gefühl, aber wir vermissen nichts. Wir haben uns und so entspannt und stressfrei war die Weihnachtszeit noch nie. Eigentlich erinnern uns nur die Lieder im Radio (wir hören über Internet NDR 2) an Weihnachten. Morgen früh werden wir mit unseren Familien skypen oder über Whats App videotelefonieren, vielleicht kommt dann die Sehnsucht nach Weihnachten. Heute ist jedenfalls alles prima.